Schostakowitschs 1. Klaviertrio ist das Werk eines Siebzehnjährigen. Er hat es während des Studiums am St. Petersburger Konservatorium von August bis Oktober 1923 komponiert und einer Jugendliebe gewidmet, die er im selben Jahr während seines Kuraufenthalts auf der Krim kennengelernt hatte. Es besteht aus einem Sonatensatz in vier Abschnitten und wirkt durch Dichte und originelle Verarbeitung. Ein Dreitonmotiv, vom Cello exponiert, wird in rhapsodisch gehaltenem Duktus durch Tempo und Beleuchtung variiert. Stilistisch wird es als etwas unausgewogen beurteilt, etwa im Rückgriff auf romantische Vorbilder wie Tschaikowsky oder Brahms. Unter diesen hat man das 3. Klaviertrio von Brahms ausgemacht, das wie weite Teile des Schostakowitsch-Stücks in c-moll steht. Die Uraufführung des rund 13 Minuten dauernden Werks fand am 20. März 1925 in Moskau statt. Am Klavier sass nicht der Komponist, sondern der ein Jahr jüngere Lev Oborin, 1927 Gewinner des 1. Chopin Wettbewerbs und ab 1935 Klavierpartner von David Oistrach. Dem Komponisten brachte 1925 die 1. Sinfonie den Durchbruch; sie greift ein Thema aus dem Trio leicht verändert auf. Dieses erschien erst 1983 im Druck; der Herausgeber, Schostakowitschs Schüler Boris Tischtschenko, hat dafür die fehlenden 22 letzten Takte des Klavierparts ergänzt.