Jonathan Harveys einsätziges erstes Streichquartett wurde 1977 für das Arditti Quartet geschrieben. In dem Stück erforscht Harvey den transparenten, eindringlichen Charakter des Streicherklanges; das Werk gerät gleichsam zu einem 15-minütiger Essay über ungewöhnliche, leuchtende Klangfarben, die aufblühen und vergehen. Dazu Harvey: «Dieses einsätzige Quartett entstand ausschliesslich aus der unschuldigen Unisono-Melodie, die am Anfang auftaucht. Nachdem ich diese Melodie geschrieben hatte, analysierte ich sie (die erste Stufe der Abkehr von der Unschuld) und nutzte die Hintergrundstruktur, ein Muster von Dominantseptakkorden, um das Stück als Ganzes zu gestalten. Die Melodie gewinnt an Weisheit, indem ihr Verzierungen und Verdoppelungen hinzugefügt werden, indem ihre Abschnitte stark erweitert werden und indem sie heftige, energische und emotionale Ausbrüche in sich aufnimmt.» Das Werk zeigt Harveys Faszination für die Natur des Klangs an und nimmt seine experimentelle Arbeit am Pariser IRCAM in den 1980er Jahren vorweg, ebenso wie die geheimnisvolle Aura, die so viele seiner Werke kennzeichnet und welche die New York Times als «eine Welt schimmernder Klänge und ungewöhnlicher Wendungen» bezeichnete.