• Werk-Details
  • Streichquartett Nr. 1, d-moll (1824)

Juan C. de Arriaga 1806-1826

Man hat ihn den spanischen Mozart oder Schubert genannt, den in Bilbao geborenen Juan Crisóstomo Jacobo Antonio de Arriaga y Balzola. Zehn Tage vor seinem zwanzigsten Geburtstag ist er am 17. Januar 1826 in Paris an Tuberkulose gestorben. Dadurch hatte er kaum Gelegenheit, über den Status eines Wunderkinds hinauszugelangen. Der Vergleich mit Mozart und Schubert ist nicht völlig falsch: Auf den Tag fünfzig Jahre nach Mozart wurde Arriaga am 27. Januar 1806 geboren. Und seine drei Quartette (früher komponierte – Arriaga hatte mit elf Jahren in Bilbao «begonnen, Quartette zu komponieren», wie der Vater berichtet – sind verloren bzw. nicht veröffentlicht) kann man mit den nicht lange zuvor in vergleichbarem Alter entstandenen frühen Quartetten Schuberts vergleichen, auch wenn sie stilistisch nicht zur Wiener Klassik gehören. Eher sind sie mit Quartetten Reichas, der wohl sein Lehrer war, oder Onslows (beide 1784 geboren) zu vergleichen. Sie entstanden in Paris, wo sich der junge Komponist seit Herbst 1821 aufhielt und einer wahren Quartettmode begegnete. Trotz einer gewissen Bevorzugung der 1. Violine folgen sie in ihrer Viersätzigkeit nicht dem Pariser Typus des Quatuor concertant. Modern ist Arriaga weniger äusserlich – so belässt er das Menuett – als im Verschleiern der Übergänge und in der Tonsprache. Weitere Qualitäten der drei Werke sind harmonische Überraschungen, der sorgfältige Aufbau und die Schönheit der Melodik. Im d-moll-Quartett sind es Leichtigkeit, Einfachheit, harmonische Reize, melodiöse und formale Sicherheit. Die Erweiterung der Ausdrucksfähigkeit der vier Streicher ist in allen drei Quartetten ebenso auffällig wie der Sinn für klangliche Effekte. Man darf sie – erst recht bei einem so jugendlichen Komponisten – sehr wohl Meisterwerke nennen.
Allegro
Adagio con espressione
Menuetto. Allegro
Adagio – Allegretto