• Werk-Details
  • Streichquartett, d-moll (1878/84)

Hugo Wolf 1860-1903

Hugo Wolf stellt dem Werk im Untertitel das Motto aus Goethes Faust „Entbehren sollst du, sollst entbehren“ voran. Als Stimmung des 19jährigen findet es im Grave der Einleitung seinen Ausdruck, es beherrscht aber den ganzen ersten Satz, der aus der Einleitung entwickelt wird. Grosse Intervallsprünge – eine Reminiszenz an Beethovens Grosse Fuge? – und starke Anspannung („wütend“ ist eine Vortragsbezeichnung) wechseln nur selten mit der Kantabilität des Seitenthemas ab. Im April 1879 schrieb Wolf, nachdem Scherzo und Kopfsatz entstanden waren, seinem Vater: „Quartett aufgegeben, weil es mir nicht gut genug schien, es zu vollenden.“ Gleichwohl komponierte er im Sommer 1880, als die Symptome der Syphilis, mit der er sich 18jährig angesteckt hatte, abgeklungen waren, in der Sommeridylle von Mayerling das Adagio. Dass dem leidenschaftlichen Wagnerianer das Lohengrinvorspiel und letztlich Beethovens „Heiliger Dankgesang“ aus op. 132 vorschwebten, verwundert kaum. Trotzdem fehlt die leidenschaftliche Unruhe auch hier nicht. Das am 16. Januar 1879 vollendete Scherzo, über dessen Stellung an 3. oder 2. Stelle Wolf schwankte, mit seiner punktierten Rhythmik lässt an Beethovens op. 95 (Serioso) denken, was auch kein Zufall ist. Erst mit dem 1884 nachkomponierten Finale kehren Heiterkeit und Gelöstheit ein. Es ist die Welt der Italienischen Serenade, die hier anklingt.
Grave – Leidenschaftlich bewegt
Resolut
Langsam
Finale: Sehr lebhaft