• Werk-Details
  • Streichquartett Nr. 1 (1931)

Sándor Veress 1907-1992

Veress gehört zur Generation zwischen Bartók (*1881)/Kodaly (*1882) und Ligeti (*1923)/Kurtág (*1926). Mit allen stand er in Beziehung: die beiden ersten waren seine Lehrer, die andern seine Schüler. Wie die letztgenannten stammte er aus dem heute rumänischen Siebenbürgen. Er wurde als Sohn des Historikers Endre Veress und der Altistin Mária Méhely in Kolozsvár (Klausenburg, heute Cluj-Napoca) geboren. 1915 übersiedelte die Familie nach Budapest, wo er Klavier bei Bartók und 1925-1930 Komposition bei Kodály studierte. An der Volksmusikabteilung des Ethnographischen Museums liess er sich in die Musikethnologie einführen und arbeitete an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften unter Bartók – bevor dieser 1940 in die USA emigrierte – und Kodály an der Gesamtausgabe ungarischer Volksliedmelodien. Ab 1943 Nachfolger Kodálys Kompositionsprofessor an der Franz Liszt-Akademie, unterrichtete er Ligeti und Kurtág. 1949 nutzte er das Angebot der Universität Bern für ein Gastsemester, übersiedelte in die Schweiz und wurde Lehrer am Konservatorium Bern. Zu seinen Schülern zählen, um nur die in Basel aktiven zu nennen, Jürg Wyttenbach, Heinz Holliger und Roland Moser. Im Februar 1950 hielt Veress im Rahmen unserer Konzerte drei Einführungsvorträge zum dreiteiligen Bartók-Zyklus mit dem Végh-Quartett. Veress hat ein vielfältiges Werk hinterlassen, darunter auch Kammermusik, so zwei dreisätzige Streichquartette (1931 und 1937). Das kürzere erste ist das Werk des 23jährigen, eines der ersten, die er gelten liess. In der Einleitung des Kopfsatzes führen abwechselnd die 1. Violine, Bratsche und Cello. Sie wird von einem vehementen Presto abgelöst, das in eine Poco quieto-Phase mündet, die in einer kunstvollen fugenartigen Überleitung mit einer Steigerung zum fff ins Presto zurückgeführt wird. Es folgt die variierte Quieto-Passage. Der Satz endet mit dem Beginn in der 1. Violine. Im dreiteiligen Andante stellt zunächst jedes Instrument das lyrische Thema vor. Der polyphone Mittelteil ist kanonartig. Zuletzt wird variiert auf den ersten Teil zurückgegriffen. Hier treten expressive Cellosoli mit begleitenden Pizzicati – am Ende in der 1. Violine – hervor. Das Finale lebt von innerer Energie und Anspielungen auf Volksmusik; es steigert sich zum Vivacissimo der Coda und endet in einem zuvor mehrfach angespielten G.
Rubato, quasi recitativo – Presto
Andante
Vivo