• Werk-Details
  • Klaviertrio g-moll, op. 17

Clara Schumann-Wieck 1819-1896

«Es geht doch nichts über das Vergnügen, etwas selbst komponiert zu haben und dann zu hören. Es sind einige hübsche Stellen in dem Trio, und wie ich glaube, ist es auch in der Form ziemlich gelungen, aber natürlich bleibt es immer Frauenzimmerarbeit, bei denen es immer an der Kraft und hie und da an der Erfindung fehlt.» Dies schrieb Clara Schumann am 2. Oktober 1848, gut zwei Jahre nach der Komposition, in ihr Tagebuch. Es erstaunt, wie gering sie sich als Komponistin einschätzte. Dass damals aus männlicher Sicht abschätzige Äusserungen über Kompositionen von Frauen üblich waren, verwundert weniger. Die Auffassung eines Hans von Bülow (1830-1894), eindeutig auf Clara bezogen, fiele heute unter die Rubrik ‚incorrectness’: «Reproductives Genie kann dem schönen Geschlecht zugesprochen werden, wie productives ihm unbedingt abzuerkennen ist. Eine Componistin wird es niemals geben, nur etwa eine verdruckte Copistin. Ich glaube nicht an das Femininum des Begriffes: Schöpfer. In den Tod verhasst ist mir ferner alles, was nach Frauenemancipation schmeckt.» Krasser noch tönt es bei Brahms: «Es wird erst dann eine grosse Komponistin geben, wenn der erste Mann ein Kind zur Welt gebracht hat.» Nachdem Clara Roberts d-moll-Trio (zu dem er wohl durch Claras Trio angeregt wurde und das er ihr 1847 zum 28. Geburtstag schenkte) kennengelernt hatte, meinte sie, beeindruckt von dessen Qualitäten 1848 beim Erscheinen ihres eigenen Trios im Druck noch einmal abwertend: «Mein Trio erhielt ich heute auch fertig gedruckt; das wollte mir aber nicht sonderlich auf des Roberts (D-moll) munden, es klang gar weibisch sentimental.» Claras Kompositionen bestanden vor allem aus Klavierstücken und Liedern. Das Trio ist neben dem Klavierkonzert op. 7 der Vierzehnjährigen ihr einziges grösseres Werk. Zudem ist es das einzige veröffentlichte, das die zyklisch-viersätzige Sonatenform aufweist. Es fand sehr wohl positive Beurteilungen und Beifall. Auch Robert war sehr davon angetan und hatte einige Anregungen gegeben, mehr aber nicht. Aus einem älteren, skizzenhaften Autograph (die Druckvorlage ist – wie so oft – verloren) wissen wir, wie sorgfältig Clara selber es überarbeitet und verbessert hat. Doch spielte sie Roberts d-moll-Trio deutlich häufiger als ihr eigenes. Man wird zugeben, dass es im Vergleich idyllischer wirkt als das vor allem im von Clara bewunderten Kopfsatz leidenschaftliche Trio Roberts. Besonders gut gelungen ist das melodiös ausschwingende Andante, in dem Akzente nicht fehlen. Im ersten Satz exponiert die Violine das Hauptthema, bevor das Klavier es übernimmt. Das menuettnahe Scherzo lebt von vorschlagartigen Motiven; im Es-dur-Trio führt das Klavier. Umfassender ist es, auch in technischen Belangen, im Andante (G-dur) eingesetzt. Im Schlusssatz war Mendelssohn besonders vom Fugato der Durchführung beeindruckt. «Weibisch sentimental» ist das Werk nicht. «In einer geradlinigen und kraftvollen Aussage breitet die Komponistin ihren Entwurf aus, führt ihn mit Geschick und Scharfsinn durch und gestaltet ein schönes, hervorragend spielbares Musikstück (Nancy B. Reich).»
Allegro moderato
Scherzo. Tempo di Menuetto – Trio
Andante
Allegretto