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  • «Schwanengesang», D 957 (Texte: Nr. 1-7 Ludwig Rellstab, Nr. 8-13 Heinrich Heine) (1828)

Franz Schubert 1797-1828

Dass Schwäne vor ihrem Tod singen und daher eine Art den zoologischen Namen Singschwan / cygnus musicus (heute c. cygnus) trägt, ist eine Vorstellung, die sich in der Antike mehrfach findet, am frühesten wohl bei Aischylos (Agamemnon V. 1444), wo der Begriff im Vergleich mit den letzten Lauten eines Menschen, der eben ermordeten Kassandra, steht. Ob allerdings je ein Mensch ein solches Lied eines sterbenden Schwans gehört hat, ist eine andere Frage. Der Begriff «Schwanengesang» allerdings ist geläufig geblieben. Am bekanntesten dürfte er als Bezeichnung der letzten Liedkompositionen Schuberts sein. Als der Wiener Verleger Tobias Haslinger diese Lieder im Mai 1829 herausgab, wählte er den Begriff, weil er – wohl auch aus merkantilen Gründen – «die letzten Blüten seiner edlen Kraft..., jene Tondichtungen, die er im August 1828, kurz vor seinem Dahinscheiden geschrieben,» besonders kenn- und auszeichnen wollte. Der Name ist jedoch nicht als Titel eines echten Zyklus gedacht. Haslinger hat nämlich ein weiteres Lied zu den sieben bzw. sechs Rellstab- und Heine-Vertonungen hinzugefügt, «Die Taubenpost» (D 965A) auf einen Text von J. G. Seidl, das bei Schubert nicht mit den anderen Liedern des «Schwanengesangs» in Verbindung steht. Es gehört vielmehr in den Zusammenhang mit der Vertonung einer ganzen Reihe von Seidl-Gedichten in den Jahren 1826 und 1828, auch für 4 Männerstimmen wie Nachthelle oder Nachtgesang im Walde (D 892 bzw. 913). Haslinger hatte die 13 Rellstab- und Heine-Gesänge im Autograph von Schuberts Bruder Ferdinand am 17. Dezember 1828, einen Monat nach dessen Tod, ohne D 965A erhalten. Wenn die heutigen Interpreten die 13 «Schwanengesang»-Lieder mit Seidl-Vertonungen ergänzen, so ist dies gleichwohl sinnvoll. Auffällig ist nur, dass ausgerechnet Schuberts vermutlich letzte Liedkomposition vom Oktober 1828, eben besagte Taubenpost, darin fehlt. Doch dürfte es wahrscheinlich sein, dass wir sie an diesem Abend doch noch zu hören bekommen. Schubert hat offenbar die Gruppen der Rellstab- und Heine-Vertonungen als zusammengehörig betrachtet. Dafür spricht das Autograph, in welchem die 13 Lieder direkt hintereinander stehen. Andererseits hat Schubert die sechs Heine-Lieder brieflich am 2. Oktober 1828 – wohl der terminus ante für deren Vollendung – gesondert dem Leipziger Verleger Probst angeboten. Gehören die beiden Liedgruppen nun eng zusammen oder doch nicht? Auch hier bieten die Interpreten mit der Aufteilung auf die beiden Teile des Programms eine sinnvolle Lösung. So wird eine Zusammengehörigkeit dokumentiert, die in den Stimmungen heterogenere Rellstab-Gruppe aber von der geballten Intensität und Modernität der Heine-Lieder getrennt. Der Liedzyklus ist weder im Gesamten noch in den beiden Einzelgruppen eine Art Novelle mit inhaltlicher Zusammengehörigkeit, wie wir sie aus den beiden Wilhelm Müller-Zyklen Die schöne Müllerin und Die Winterreise kennen. Ausgehend von den Stimmungen der Winterreise wird aber in beiden Zyklusgruppen Gewicht auf ähnliche Stimmungen gelegt. Die Rellstab-Gruppe weist trotz loser Reihung ein Thema, nämlich «Entfernung – von der Geliebten, von Freunden oder der Heimat –, Sehnsucht und Einsamkeit (Martina Gredler)», auf. Es stehen sich hellere Lieder in der Art der Müllerin (Nr. 1, 3, 4) und die dramatisch-emotionale Nr. 5, düstere (Nr. 2 und 6, dieses in der penetranten Betonung der Gleichförmigkeit der Endreime erschütternd hoffnungslos) und die wehmütige Heiterkeit von Nr. 7 gegenüber. Das Einzellied Herbst nach Rellstab, erst 1895 in der Gesamtausgabe veröffentlicht, ist ein Strophenlied über einer fast ununterbrochen fliessenden Tremolo-Klavierbegleitung, deren Basslinie zeitweise die Gesangsstimme klangschön konterkariert.
Liebesbotschaft
Kriegers Ahnung
Frühlingssehnsucht
Ständchen
Aufenthalt
In der Ferne
Abschied
Der Atlas
Ihr Bild
Das Fischermädchen
Die Stadt
Am Meer
Der Doppelgänger