Das 2. Streichquartett war das erste Quartett Schostakowitschs, das – 1964 – bei der Gesellschaft für Kammermusik Basel aufgeführt wurde. Es ist bis heute bei dieser einen Aufführung geblieben. Das 2. Quartett ist sechs Jahre nach dem ersten von 1938 entstanden, also noch während des 2. Weltkrieges. Dies ist dem Werk im Vergleich mit dem «heiteren, lustigen und lyrischen, frühlingshaften» (Schostakowitsch) 1. Quartett anzuhören. Man hört slawische Anklänge, die man nur allzu gerne mit Patriotismus zu verbinden geneigt ist – vielleicht ist dies ja gewollt, wie das Slawische Quartett Schebalins zeigt. Schostakowitsch widmete es denn auch seinem Freund, nachdem ihn dieser 1943 ans Moskauer Konservatorium berufen hatte. Wie schon die Satzbezeichnungen vermuten lassen, beruht das Werk auf klassischen Formen, die allerdings mit Affekten (durchaus im barocken Sinn) und Expressivität erfüllt werden. Das Quartett beginnt gleichsam opernhaft, mit Ouvertüre, Rezitativ und Arie. Der als Ouvertüre bezeichnete Kopfsatz ist ein regelrechter Sonatensatz, bei dem – wer hätte das damals ausser Schostakowitsch, der auch in der 9. Sinfonie (1945) so verfährt, noch gewagt – die Exposition wiederholt werden soll. Die Violine übernimmt das Hauptmotiv. Dieses wird in der Folge ständig verändert und erweitert und bestimmt den ganzen, von energiegeladener Kompromisslosigkeit gekennzeichneten Satz. Das Adagio in b-moll beruht auf dem barocken Schema von Rezitativ und Arie des 18. Jahrhunderts, wobei allerdings das Rezitativ nach der expressiven Romanze wieder aufgenommen wird. Der Satz ist von Klage bestimmt; sie wird in dem taktlos notierten Rezitativ von der Violine vorgetragen. Der folgende Walzer in Es-dur zeigt ein bei Schostakowitsch nicht seltenes Verfahren. Das vermeintlich Heitere wird ins Gegenteil verkehrt. Hier ist es nicht so sehr das Groteske als das spukhaft Unheimliche. So wird eine Art fahler Totentanz daraus, bevor im Mittelteil dramatischere Töne angeschlagen werden. Für das Finale wählte Schostakowitsch Variationen in a-moll über ein von der Viola vorgetragenes Thema. Hier werden die Anklänge an russische Folklore immer deutlicher. Man fühlt sich an Mussorgskys Boris Godunow erinnert. Die Verarbeitung führt von figurativem Variieren immer mehr vom Thema weg zu einem grossen Höhepunkt, bevor zum Schluss das Adagio zurückkehrt.