• Werk-Details
  • Präludien und Fugen aus op. 87 (1950-51)

Dmitrij Schostakowitsch 1906-1975

1950 gedachte die Musikwelt des 200. Todestages von J. S. Bach, so beim Bachfest in Leipzig. Schostakowitsch nahm als Mitglied der sowjetischen Delegation an den Feierlichkeiten teil und war Jurymitglied beim Klavierwettbewerb. Als Siegerin ging Tatjana Nikolajewa hervor, die Schostakowitsch zu einem neuen Werk anregte. Zunächst wollte er polyphone Übungen komponieren, entschloss sich aber auf Anregung der Pianistin – mit der er in Leipzig als Einspringer unter Leitung von Kirill Kondraschin Bachs d-moll-Konzert für 3 Klaviere aufgeführt hatte – Bach mit einem eigenen Werk zu ehren. So entstanden zwischen Oktober 1950 und Februar 1951 in Anlehnung an Bachs «Wohltemperiertes Klavier» 24 Präludien und Fugen in allen Tonarten. Dabei ging er nicht nach Bachs Reihenfolge in Halbtonschritten vor, sondern folgte – wie Chopin bei seinen 24 Préludes – dem Quintenzirkel, jeweils paarig Dur und moll. Das G-Dur-Präludium mit einem klangschönen Thema ist ernst, während die Fuge im 6/8-Takt humorvoll wirkt. Auf das zarte e-moll-Präludium folgt pausenlos eine Doppelfuge mit vier Themen, die sich zu einem triumphalen Schluss steigert. Vorbild war hier unverkennbar Bachs cis-moll-Paar aus dem 1. Band. Schostakowitsch durfte nur Auszüge aus dem Werk vor ausgewählten geladenen Zuhörern – meist aus der Partei – spielen, worauf sich zum Teil höchst kritische, ja bösartige Reaktionen ergaben. Erst als Tatjana Nikolajewa sich für die «Absegnung» durch die Partei und für die Veröffentlichung eingesetzt hatte und am 23. und 28. Dezember 1952 die offizielle Uraufführung des kompletten Werks mit grossem Erfolg spielte, wurde es anerkannt.
Präludium Nr. 3 G-dur
Fuge Nr. 3 G-dur
Präludium Nr. 4 e-moll
Fuge Nr. 4 e-moll

Aufführungen