Hommage à Brahms setzte Ligeti explizit unter den Werktitel seines Horntrios. Dies zeigt seine Bewunderung für das singuläre Werk. Der Anstoss zur Komposition kam allerdings von aussen als Kompositionsauftrag. Ligeti zitiert Brahms nirgends – es sei denn, man wolle in der Satzfolge einen Bezug sehen, allerdings mit dem „Lamento“ als Finale statt als 3. Satz. Wenn es ein „Zitat“ in diesem Werk gibt, so sind es die horntypischen Quinten der Violine zu Beginn, quasi das Leitmotiv des Werks. Sie erinnern aber eher an die Einleitung in Beethovens Klaviersonate op. 81a „Les Adieux“ und werden zudem verfremdet. Dem Kopfsatz folgt ein rhythmisch raffiniertes, formal (A–B–A-Schema) traditionelles Scherzo. Es befremdet den Hörer dadurch, dass man die Anklänge an Folkloristisches nicht festmachen kann. Ligeti sagte denn auch, es sei „ein polymetrischer Tanz, inspiriert durch verschiedene Volksmusiken von nicht existierenden Völkern, als ob Ungarn, Rumänien und der ganze Balkan irgendwo zwischen Afrika und der Karibik liegen würden”. Die Marcia behält die „antiquierte“ A–B–A-Form bei und lässt das Horn nur im Mittelteil mitspielen. Genauso wenig wie man im vorangehenden Satz die Tanzrhythmen bestimmen konnte, könnte man zu diesem ironisch verfremdeten Stück marschieren. Im Schluss-Lamento entwickelt Ligeti aus den Quinten eine Passacaglia, die sich immer mehr in Lautstärke und Intensität steigert, bevor am Ende einer langen Coda das tiefe Horn und die hohe Violine im Pianissimo verklingen. Man hat aufgrund dieses erstaunlich expressiven Werks, wohl auch wegen der altertümlichen Formen mit den in der neuen Musik verpönten Wiederholungen, Ligeti Rückwärtsgewandtheit vorgeworfen. Dazu meinte er: „Mein Trio ist im späten 20. Jahrhundert entstanden und ist – in Konstruktion und Ausdruck – Musik unserer Zeit.“
Andante con tenerezza
Vivacissimo molto ritmico
Alla marcia. Energico, con slancio, ben ritmato
Lamento. Adagio