• Werk-Details
  • Streichquartett Nr. 2, Es-dur, op. 26 (1933)

Erich Wolfgang Korngold 1897-1957

Vergleichbar mit Mendelssohn am Beginn der Romantik steht an deren Ende mit Korngold ein weiteres Komponisten-Wunderkind. Er war der zweite Sohn des Juristen und Musik(wissenschaftl)ers Julius Korngold, der seit 1901 als Nachfolger Eduard Hanslicks der renommierte und gefürchtete Kritiker der Neuen Freien Presse war. Er bestimmte in Wien, welche Musik gut sein durfte und welche nicht. Korngold junior feierte mit Aufführungen des Balletts «Der Schneemann» (1910) und der Oper «Violanta» (1914) an der Wiener Hofoper Riesenerfolge. Mahler («Ein Genie! Ein Genie!»), Strauss und Puccini bewunderten ihn. Sein Stil, eine üppige Klanglichkeit mit fortschrittlichen Elementen, ist eine Mischung von Spätestromantik, Modernismen und (Wiener) Jugendstil. Grosse Sensation machte 1920 die Oper «Die tote Stadt», die derzeit am Theater Basel gespielt wird. In den Zwanzigerjahren begann dieser Ruhm zu verblassen. Korngold komponierte einiges an Kammermusik – als Erholung von den grösseren Besetzungen. Die drei Streichquartette sind zwischen 1920 und 1945 jeweils im Abstand von gut zehn Jahren entstanden, das zweite im Sommer 1933 in Gmunden am Traunsee. Im Vergleich zum 1. Quartett (1920-23) mit seiner kühnen Harmonik wirkt es eher verhaltener und zeigt gelegentlich wienerische Melancholie. Im Kopfsatz von klassischer Form stehen sich ein Agitato und ein ruhigeres synkopiertes Thema gegenüber. Heiteres fehlt nicht, wie das humorvolle kurze Intermezzo mit populären Floskeln und rhythmischen Überraschungen beweist. Geheimnisvoll unbestimmt beginnt das Larghetto mit Flageolettklängen, auf die eine klagende Melodie in harmonisch reicher Klanglichkeit folgt. Als wollte er diese Stimmung wegwischen, lässt Korngold, der sich intensiv mit Musik von Johann Strauss auseinandergesetzt hat, als Finale einen Wiener Walzer erklingen, der mehrfach variiert mit ständigen Tempowechseln aufwartet. Ob es die richtige Musik für die Zeit war? Wie bereits das 1., Arnold Rosé gewidmete Streichquartett wurde das zweite vom Rosé-Quartett in Wien uraufgeführt, und zwar am 16. März 1934. Im selben Jahr fuhr Korngold auf Einladung von Max Reinhardt erstmals nach Amerika, um Mendelssohns Sommernachtstraum-Musik für dessen Hollywood-Film zu bearbeiten. Filmmusik brachte ihm grosse Erfolge (Oscars 1936 und 1938). 1938 siedelte er nach Hitlers «Anschluss» Österreichs definitiv nach Amerika über und wurde amerikanischer Staatsbürger.
Allegro
Intermezzo
Larghetto
Waltz