• Composition details
  • Klaviertrio Nr. 1, Es-dur, op. 20 (1877)

Hans Huber 1852-1921

Am 16. November 1880 kam Hubers erstes von vier Klaviertrios zur Basler Erstaufführung. Natürlich spielte der Komponist den Klavierpart. Huber, im solothurnischen Eppenberg bei Schönenwerd geboren, erhielt als Chorknabe in Solothurn musikalischen und gymnasialen Unterricht und studierte 1870 bis 1874 am Leipziger Konservatorium Komposition bei Carl Reinecke und Klavier. Neben der traditionellen Ausbildung in der Stilrichtung Mendelssohn/Schumann nahm er früh die neudeutsche Musik Liszts und Wagners auf. Nach einer Zwischenstation im elsässischen Wesserling kam er 1877 nach Basel, wo er zur führenden Gestalt im Musikleben wurde. Ab 1896 war er Direktor der Musikschule und 1905 Gründer des Konservatoriums. Das Trio, «seinen lieben Eltern gewidmet», wurde 1877 gedruckt und gleich vom Göttinger Musikdirektor Eduard Hille besprochen: «Bisher kamen mir von dem begabten Komponisten nur Klaviersachen in kleinerem Rahmen zu Gesicht, die mir sehr gefielen. Hier liegt nun ein grösseres Werk von ihm vor, an das ich mit besonderer Erwartung herangetreten bin. Wer sich ohne Voreingenommenheit in das Werk versenkt, der wird seine Freude an ihm haben. Es ist durchweg edel gehalten, warm empfunden und eigentümlich erfunden; es geht einen besonderen Weg, der gelegentlich wohl an Dornen vorbeiführt, sonst aber rechts und links des Schönen nicht wenig finden lässt. Über dem Ganzen lagert ein poetischer Duft, der uns das Werk immer lieber werden lässt.» Für heutige Ohren sind in der klangvollen (spät-)romantischen Welt kaum Dornen zu finden. Den eher ruhigen, trotzdem belebten Kopfsatz (4/4 alla breve) eröffnet das Klavier mit dem Thema, bevor es Violine und Cello weiterführen. Aus einem Motiv (Viertel – 2 Achtel – Viertel – Achteltriole) wird das Material entwickelt. Ein neues Motiv (auftaktiges Achtel – 2 Viertel) bestimmt den Mittelteil im ¾-Takt. Der zweite Satz in B-dur vertritt mit kräftigem Beginn in freier Form das Scherzo. Es wird dreimal von verschiedenen Episoden unterbrochen. Der langsame Satz, mit «sehr zart» bezeichnet, steht im 6/4-Takt und in As-dur. Die Streicher spielen ruhige Linien, während das Klavier, wie zu Beginn eingeführt, liegende Akkorde und gleichmässige Achtelbewegungen beisteuert. Die Sätze 1-3 verklingen alle sehr leise. Der 4. Satz in ostinato durchgehaltenem Rhythmus der drei Takt-Viertel erinnert in Charakter und Thematik an Partien im 2. und 4. Satz des Horntrios von Brahms (1865). Den von ihm bewunderten Komponisten fragte Huber bald nach Entstehung des Trios 1878 an, ob er ihm, «gerade weil Sie die Walzerform so herrlich idealisiert haben», seine Walzer in Trioform op. 27 widmen dürfe, was jener gerne annahm. Umso interessanter wird der Vergleich mit dessen rund zehn Jahre späterem 3. Klaviertrio sein.
Nicht schnell, quasi Andante
Nicht zu rasch, mit kräftig markiertem Rhythmus
Nicht zu langsam
Sehr schnell