Der spanische Komponist und Dirigent Cristóbal Halffter, in Madrid geboren, aber als Kind zeitweise in Deutschland, der Heimat einiger seiner Vorfahren, zuhause, hat für Paul Sacher zwischen 1976 und 1986 in sechs Konzerten des BKO dirigiert und dabei neun eigene Werke aufgeführt, davon drei für Maja und Paul Sacher komponierte und ihnen gewidmete. Der renommierte Komponist musste sich die Kenntnis und Techniken moderner Musik selber erarbeiten, da man im Spanien Francos im Studium nichts davon erfahren hat. Halffter studierte in Madrid; er gehörte zur Gruppe „Generation 1951“, die im künstlerischen Widerstand gegen das Franco-Regime vereint war. Seine erste Zwölftonkomposition verursachte 1960 in Madrid einen Skandal. Als einer der wichtigsten Vertreter der neuen Musik Spaniens hat er mit Boulez, Berio und Stockhausen gearbeitet. Das 7. Streichquartett ist ein Auftragswerk des Festival Internacional de Música de Santander und wurde vom Leipziger Quartett am 30. August 2008 uraufgeführt. Seine sieben ineinander übergehenden Sätze – ein Bezug auf Beethovens op. 131 – sind in vier „Espacios de silencio“ („Räume der Stille“: die ungeraden Nummern) und in drei weitere Sätze unterteilt. In den vier Espacios nimmt Halffter auf die beiden ersten der 40 zwölfzeiligen Gedichtstrophen Bezug, die der kastilische Dichter Jorge Manrique (um 1440-1479) 1476 auf den Tod seines Vaters verfasst hat (Coplas por la muerte de su padre). Halffter hat mehrfach Texte dieses Dichters vertont. Hier handelt es sich jedoch nicht um Textvertonungen, sondern die Texte dienen – ähnlich wie die Hölderlin-Fragmente in Luigi Nonos Quartett „Fragmente der Stille - An Diotima“ (1979/80) – als konzeptioneller Bezugspunkt und als poetische Anregung für das Quartett und den Zuhörer.