Morton Feldman war vom Phänomen Klang besessen; es durchzieht sein ganzes Schaffen. Musik sollte vor allem ein abstraktes Klangereignis sein. Darum stand für ihn auch die Frage im Zentrum, wie man Klang bzw. klangliche Situationen notieren kann. Ermutigt von John Cage und den Erfahrungen in der New Yorker Kunstszene fand er dafür um 1950 graphische Notationsformen, welche zwar gewisse Bereiche umschreiben (Dynamik, Klangfarben), aber etwa die genaue Tonhöhe offenlassen. Aus der gleichen Zeit stammt aber auch die Ausnahme: Das kurze Quartettstück Structures ist geradezu klassisch notiert, dazu extrem detailliert und lässt der Improvisation keinen Raum. Gleichwohl geht es bei den verschiedenen Strukturen vor allem um Klang bzw. um spezielle, strukturierte Klänge. Alle vier Instrumente spielen con sordino möglichst leise. Das versetzt den Zuhörer in eine sanft-meditative Stimmung. Das Stück zeigt ein fragiles, zartes Gewebe mit gering variierten Wiederholungen, wie Wellenbewegungen. Sie beginnen mit einer Reihe vereinzelter, zögerlicher Noten. Dann erscheinen kräftigere längere Töne, die sich zu einem Rhythmus entwickeln. Dieser wiederholt sich einige Takte lang, bevor er einem neuen, ebenfalls sich wiederholenden Platz macht. Das Spiel setzt sich fort, bevor es zu den Einzelklängen des Beginns zurückfindet.