• Werk-Details
  • Streichquartett Nr. 5 (1994-95)

Elliott Carter 1908-2012

Elliott Carter, fast auf den Tag ein Altersgenosse von Olivier Messiaen, darf einer der grössten modernen Komponisten der USA genannt werden. Er macht nicht durch spektakuläre, die Publizität suchende Auftritte auf sich aufmerksam, sondern durch seine gediegene, sorgfältige, aber nichtsdestoweniger lebendige Musiksprache. Er will – bei aller Radikalität – nicht aufbegehren, sondern kommunizieren. Er sucht die «fokussierte Freiheit» des Diskurses, nicht die Konfrontation. Mit Basel ist Carter durch eine enge Beziehung zu Heinz Holliger verbunden. Das fünfte seiner Streichquartette (Dauer: gut zwanzig Minuten) will zu den vorangehenden, äusserst kontrastierenden Quartetten Ergänzung und Unterschied zugleich sein. Carter wählte dafür eine neue, eigene Form. Sechs suitenartige Sätze (gerade Satzzahl) werden durch eine Einleitung und fünf Interludien getrennt. Dabei sind die Suitensätze sorgfältig durchgearbeitete Charakterstücke: «ein flüchtiges Giocoso, ein Lento espressivo mit langsam sich verlagernden Akkorden, ein hastiges, scherzoähnliches Presto scorrevole, ein rhetorisch ausdrucksvolles Adagio sereno mit hohen Flageoletttönen und schliesslich eine eigentümliche Pizzicato-Coda mit der Bezeichnung Capriccioso» (B. Northcott). Einleitung und Zwischenspiele dagegen wirken, obwohl sie genau notiert sind, frei, ja zufällig. Wie wenn Musiker während der Pausen einer Probe einzelne Passagen ihres Parts spielen, werden Elemente aus den Suitensätzen aufgenommen. So wird das gleiche musikalische Material «im Zusammenhang der Ordnung und der (scheinbaren) Unordnung hörbar».
Introduction
Giocoso
Interlude I
Lento espressivo
Interlude II
Presto scorrevole
Interlude III
Allegro energico
Interlude IV
Adagio sereno
Interlude V
Capriccioso