Blochs Vater, ein Uhrmacher, war aus dem aargauischen Lengnau nach Genf gezogen. Der junge Ernest zeigte musikalische Neigungen und spielte Geige. Vierzehnjährig kam er zu Emile Jaques-Dalcroze ans Konservatorium; der erkannte seine kompositorischen Fähigkeiten. 1896 ging Bloch gegen den Widerstand der Eltern nach Brüssel zu Eugène Ysaÿe. Mit dem dortigen Kompositionslehrer unzufrieden wechselte er 1899 nach Frankfurt, dann nach München zu Ludwig Thuille. Erste Kompositionen eckten, etwa 1903 bei einem Musikfest in Basel, bei Kritikern an. Die Oper «Macbeth» war 1910 in Paris kein Erfolg. So wirkte Bloch als Dirigent, arbeitete für die Eltern und hielt am Genfer Konservatorium musikästhetische Vorlesungen (ein Schüler war Ernest Ansermet). 1916 ging er nach Amerika und wurde 1924 amerikanischer Staatsbürger. Er war als Komponist und Lehrer anerkannt, erhielt Auszeichnungen und Unterstützung. Rückkehrversuche in die Schweiz brach er in den Dreissigerjahren wegen des Antisemitismus in Europa ab. Jüdisch geprägte Kompositionen bilden einen wichtigen Teil des Schaffens. Bekannt ist die Rhapsodie «Schelomo» (1916) für Cello und Orchester; die Sinfonie «Israel» wurde im selben Jahr vollendet. Zeitlebens blieb er fortschrittlich, setzte sich trotz nie ganz verleugneten romantischen Wurzeln mit der Zwölftontechnik auseinander und verwendete in den Fünfzigerjahren atonale Elemente. Sein 1. Streichquartett (von sechs) – ein «Nulltes» von 1896 hat das Galatea Quartett 2011 erstmals eingespielt – brachte 1916 das Flonzaley Quartet in New York erfolgreich zur Uraufführung. In den Zwanzigerjahren schrieb er mehrere kürzere Quartettstücke. Das späteste, das zu den jüdischen Werken gezählte Prélude, entstand am 13. Mai 1925: eine meditative freie Fuge mit einem d-moll-Thema aus kleinen Intervallen und einem von der 1. Geige intonierten lyrischen neuen Element steigert sich zum Fortissimo. Die in vier Tagen komponierten «Landschaften» (Uraufführung zusammen mit «Night» 1924, Flonzaley Quartet) verbinden exotische Eindrücke: Die erste, eine als «North» lokalisierte «study in pianissimo», reflektiert den Besuch eines Inuit-Dokumentarfilms: Klangliche Spielweisen (Sordino, Flageolett) erwecken den Eindruck klirrender Kälte. Das klangvoll-pastorale «Alpestre» lässt an verfremdete Alphornklänge denken. In «Tangataboo» wirkt ein fremdartiger Tanz exotisch-folkloristisch wie der Name der pazifischen Insel. «Night», ebenfalls vom erwähnten Film inspiriert, ist ein melancholisches, sich zuletzt aufhellend nach C-dur wendendes Naturstück.