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  • Drei Nocturnes für Klavier, Violine und Violoncello (1924)

Ernest Bloch 1880-1959

Ernest Bloch hat es nicht leicht gehabt. In seiner vom Calvinismus geprägten Geburtsstadt Genf (seine eigentliche Heimat war eines der aargauischen Judendörfer) fand der Violinschüler von Louis Rey (später in Brüssel von Eugène Ysaye) und Kom-positionsschüler von Emile Jaques-Dalcroze (später in München von Ludwig Thuille) weder ein rechtes Auskommen noch Resonanz. Darum verliess er 1916 Genf, um als Tournee-Dirigent in den USA zu wirken. Hier hatte er nach grösseren Anfangsproblemen als Komponist und Dirigent Erfolg (Trois Poêmes Juifs; Israel Symphony; später auch das 1. Streichquartett). Dies bewog ihn vorerst, in Amerika zu bleiben, doch fühlte er sich letztlich dort nie wirklich wohl. Er setzte sich entschieden für eine autonome jüdisch-hebräische Musik ein; die Jahre 1912–1917 gelten als seine jüdisch-hebräische Phase (bekanntestes Werk: Schelomo). 1924, im Entstehungsjahr der Nocturnes, erwarb Bloch zwar die amerikanische Staatsbürgerschaft, erwog aber danach eine Auswanderung nach Palästina. 1930 bis 1938 war er wieder in Europa, doch der grassierende Antisemitismus liess ihn in die USA zurückkehren. Die in Cleveland entstandenen kurzen Nocturnes wirken wie ein nostalgischer Rückblick auf die alte Heimat. Das kurze Andante führt in diese Stimmung ein; im stillen, gleichsam Abendfrieden verbreitenden Andante quieto lässt das Hauptmotiv ein waadtländisches Volkslied anklingen (es wird auch in der sinfonischen Dichtung Helvetia von 1929 aufscheinen), während im Schlusssatz wortwörtlich der Sturm losbricht – doch nur, um auf einmal mit dem Hauptmotiv in helles C-dur umzuschlagen.
Andante
Andante quieto
Tempestoso – calmo – maestoso – con moto