Thomas Adès, auch als Pianist und Dirigent tätig, ist einer der erfolgreichsten britischen Komponisten der Gegenwart. 1997 bekam er die Professur an der Royal Academy of Music, welche einst Britten innehatte. Seit 1999 ist er Musikchef des Britten-Pears-Festivals von Aldeburgh. Zwar finden seine Werke nicht immer die Zustimmung der Kritiker und Avantgardisten, sind sie doch in einer – für die englische Tradition typischen – gut anhörbaren modernen Tonsprache geschrieben. Dies erleichtert dem Zuhörer den Zugang, und der Erfolg gibt Adès Recht. Neben durchaus ernsthaften, ja tiefgründigen Kompositionen gibt Adès oft dem (britischen) Humor Ausdruck. Das frühe Streichquartettwerk (Dauer: 21 Minuten), als Auftrag des Endellion Quartet entstanden und von ihm 1994 in Cambridge uraufgeführt, evoziert die Ideallandschaft Arkadiens, wie sie Vergil in seinen Hirtenliedern geschildert hat. Adès schreibt dazu [teilweise leicht gekürzt, geändert und ergänzt]: „Jeder der sieben Titel beschwört ein Bild herauf, das mit der Vorstellung von Idylle, Entschwinden, Entschwundenem und Erfundenem verknüpft ist. Die Sätze mit ungerader Nummer handeln alle vom Wasser und ergeben eine zusammenhängende musikalische Einheit, wenn sie fortlaufend gespielt werden. Der dritte Satz bezieht sich auf das namengebende Schubert-Lied [D 774]. Die Überschrift des fünften Satzes wurde von Watteaus Gemälde L’Embarquement pour Cythère im Louvre abgeleitet. Der siebte Satz trägt den Namen des mythischen Flusses des Vergessens in der Unterwelt. Der zweite und der sechste Satz haben das pastorale Arkadien bzw. Mozarts ›Königreich der Nacht‹ [wobei anzumerken wäre, dass das Zitat eigentlich auf das Zauberflötenspiel im Reich Sarastros verweist] und andere Gefilde zum Thema. Im Mittelpunkt steht der vierte Satz; er trägt als Titel den Beginn der lateinischen Inschrift [Et in Arcadia ego], die auf Poussins Gemälde im Louvre von Hirten entdeckt wird [und an die Vergänglichkeit selbst in der Idealwelt Arkadiens erinnert].“ So verbindet Adès die Zeiten und Denkansätze und schafft eine auch klanglich überzeugende originelle neue Kombination von Ideallandschaft und Todesmotiv.
Venezia notturna
Das klinget so herrlich, das klinget so schön. Nobilmente
Auf dem Wasser zu singen. Dolce muovendo
Et ... (tango mortale). Strasciato ma molto ritmico
L’Embarquement. Lontanissimo e leggiero, quasi tranquillo
O Albion. Devotissimo
Lethe. Calmissimo