Konzerte Saison 2022-2023

  • 17.1.2023
  • 19:30
  • 97.Saison
  • Abo 8
Stadtcasino Basel, Hans Huber-Saal

Cuarteto Casals (Barcelona) Claudio Martínez Mehner, Klavier

Das Cuarteto Casals wurde 1997 an der Musikhochschule Reina Sofía in Madrid gegründet und feiert in der Saison 2022/2023 sein 25-jähriges Jubiläum. Seit der Auszeichnung mit dem Ersten Preis bei der London Competition und dem Internationalen Johannes Brahms-Wettbewerb Hamburg tritt das Cuarteto Casals in den renommiertesten Konzertsälen der Welt auf. Seit September 2020 hat es zudem die künstlerische Leitung der Streichquartett-Biennale Barcelona inne. Das Repertoire des Cuarteto Casals reicht von weniger bekannten spanischen Komponisten wie Arriaga und Toldrá über Mozart, Haydn, Schubert und Brahms hin zu Grössen des 20. Jahrhunderts wie Debussy, Ravel und Zemlinsky. Die Zusammenarbeit mit lebenden Komponisten, vor allem mit György Kurtág, hat das Quartett nachhaltig geprägt. Zudem spielte es Weltpremieren von Quartetten führender spanischer Komponisten, darunter ein neues Konzert für Streichinstrumente und Orchester von Francisco Coll, das mit dem Orquesta Nacional de España uraufgeführt wurde.

Claudio Martínez Mehner wurde zweifach mit dem 1. Preis beim Bundeswettbewerb «Jugend musiziert» ausgezeichnet. 1990 wurde er Finalist beim internationalen Klavierwettbewerb Paloma O’Shea in Santander, und einige Jahre später erhielt er erste Preise bei den internationalen Klavierwettbewerben Pilar Bayona in Zaragoza, Fondation Chimay in Belgien und Dino Ciani in Mailand. Er tritt weltweit mit renommierten Orchestern als Solist auf und hat Professuren an den Musikhochschulen in Basel und Köln inne.

Wenige musikalische Werkgruppen sind so komplex und haben so viele Fragen aufgeworfen wie Bachs «Kunst der Fuge». Er nannte die 14 Stücke der Erstfassung nicht «Fuge», sondern Contrapunctus, da für ihn der Kontrapunkt als Hauptelement der Kompositionsweise wichtig war. Alle Fugen sind aus einem Thema (soggetto) entwickelt, indem es rein, in Umkehrung, Diminuierung oder Augmentation auftaucht oder mit neuen Themen verbunden wird. Bach hat weder die Instrumente noch die Reihenfolge der Fugen endgültig festgelegt. Die grosse Schlussfuge [Contrapunctus XIV], eine Quadrupelfuge mit drei neuen Themen, blieb unvollendet und hat dem Werk schon anlässlich des Erstdrucks (1751) eine mystifizierende Verklärung verliehen.

Dieser letzte Contrapunctus ist Hauptbezugspunkt von Sofia Gubaidulinas «Reflections on the Theme B-A-C-H» für Streichquartett aus dem Jahr 2002. In dem nur wenige Minuten dauernden Stück werden Elemente (u.a. das erste und dritte soggeto) und kompositorische Verfahren aus Bachs Komposition aufgegriffen und innerhalb eines Netzwerkes von rhythmischen und melodischen Zellen installiert und neu gedeutet.

Haydns sechs Quartette des Opus 20 entstammen dem gleichen Jahr 1772 wie die Abschiedssinfonie; man hat es auch schon als annus mirabilis bezeichnet. Die gelegentlich wegen des Titelbilds der Berliner Ausgabe Hummels von 1779 als «Sonnenquartette» bezeichneten Werke bringen gegenüber dem im Vorjahr entstandenen Opus 17 «in krisenhafter Zuspitzung und Überspitzung» Neuartiges: «die Gewichtsverlagerung auf das Finale (3 der Werke haben Fugen als Schlusssätze), die Steigerung der Affektsprache bis ins Bizarre, die Intensivierung der thematischen Arbeit und der Kontraste innerhalb der Sätze, die Erweiterung der Dimensionen bei gleichzeitiger Intensivierung des Details». Das A-dur-Quartett, nimmt, vor allem wegen des kapriziösen Charakters des 6/8-Kopfsatzes, die Rolle des leichtgewichtigen Stückes ein. Das Adagio erhält durch die Schönheit seiner lieblichen Melodik ernsthafte Züge. Das Menuett steht dem Ton des Kopfsatzes näher; im Trio nimmt Haydn, indem er die 2. Violine pausieren lässt, das Stück beim Wort. Von den drei Fugenthemen «ist nur das 1. Thema ganz individualisiert und im Tonfall finalehaft munter; das 2. ist ein konventioneller Kontrapunkt und das 3. eine Begleitfigur» (Zitate: L. Finscher).

Schumanns Klavierquintett entstand kurz nach Abschluss der drei Streichquartette vom 23. bis 28. September 1842 und ist seiner Frau Clara zugeeignet. Im Februar 1843 spielte sie es anlässlich ihrer Versöhnung mit ihrem Vater in Dresden. Auch Richard Wagner, damals noch ein Bewunderer Schumanns, war anwesend; er schrieb am 25. Februar an Schumann: «Ihr Quintett, bester Schumann, hat mir sehr gefallen: ich bat Ihre liebe Frau, es zweimal zu spielen. Besonders schweben mir noch lebhaft die zwei ersten Sätze vor. Ich hätte den vierten Satz einmal zuerst hören wollen, vielleicht würde er mir dann besser gefallen haben. Ich sehe, wo hinaus Sie wollen, u. versichere Ihnen, da will auch ich hinaus: es ist die Schönheit!»

Johann Sebastian Bach 1685-1750

4 Contrapuncti aus der «Kunst der Fuge», BWV 1080 (um 1740/49)
Contrapunctus I
Contrapunctus IV
Contrapunctus VI
Contrapunctus IX

Sofia Gubaidulina 1931-

Reflections On The Theme B-A-C-H für Streichquartett (2013)

Joseph Haydn 1732-1809

Streichquartett Nr. 36, A-dur, op. 20, Nr. 6, Hob. III:36 (1772)
Allegro di molto e scherzando
Adagio
Menuet: Allegro – Trio
Finale: Fuga a 3 Soggetti (Allegro)

Robert Schumann 1810-1856

Klavierquintett Es-dur, op. 44 (1842)
Allegro brillante
In Modo d’una Marcia: Un poco largamente – Agitato
Scherzo: Molto vivace – Trio I – Trio II
Allegro ma non troppo