Nach Abschluss seines Studiums an der Universität in Genf und an den Musikhochschulen in Genf und München war Georges Starobinski Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung am Theater Basel (1987-90), Assistent an der Universität Genf und ab 2004 Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität Lausanne. Seit 2013 leitet Georges Starobinski die Hochschule für Musik | Klassik FHNW auf dem Campus der Musik-Akademie Basel. Schon während seines Studiums in München bekam er entscheidende Impulse von Brigitte Fassbaender und Helmut Deutsch, die zu seiner Profilierung als Liedbegleiter führten. So konzertierte er u.a. mit Brigitte Fournier, Irène Friedli, Stephan Genz, Philippe Huttenlocher, Shigeo Ishino, Angela Kerrison, Urszula Kryger, Stephan MacLeod, Sophie Marilley, Kammersänger Thomas Moser, Marcus Niedermeyr, Rudolf Rosen, Carine Séchaye, Mona Somm, Bénédicte Tauran, sowie mit dem Zürcher Vokalquartett und den Basler Madrigalisten. Seine langjährige Zusammenarbeit mit dem deutschen Bariton Christian Immler ist durch eine Aufnahme von Heine Liedern beim Label BIS dokumentiert, die grossen Anklang bei der internationalen Kritik fand. Als Liedbegleiter unterrichtete Georges Starobinski mehrfach bei Sommerkursen mit der Gesangspädagogin Eva Krasznai Gombos, und wirkt gegenwärtig im spezialisierten Master für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik FHNW in Basel mit.
Einen Zyklus anderer Art bilden die fünf Lieder nach Gedichten von Charles Baudelaire. Debussy hat zwar Cinq poèmes aus Baudelaires «Les fleurs du mal» vertont, im heutigen Programm werden aber zwei davon durch die Vertonungen anderer Baudelaire-Texte des weniger bekannten Henri Duparc ersetzt. Dieser war einer der ersten Studenten und der Lieblingsschüler von César Franck. Er beeinflusste das französische Musikschaffen stark. So gründete er 1871 zusammen mit Camille Saint-Saëns die Société Nationale de Musique. Von seinen Werken sind nur wenige erhalten, da er sehr selbstkritisch war und vieles vernichtete. Am bedeutendsten – und bekanntesten – sind wohl seine Lieder. Wie später Debussy war Duparc von Berlioz und Wagner beeinflusst; 1869 sah er zusammen mit Vincent d’Indy «Das Rheingold» und «Tristan» in München und war 1879 mit Emmanuel Chabrier in Bayreuth. Bei ihm deutet sich aber auch schon der Impressionismus an. L’invitation au voyage ist «eine einfache Romanzenmelodie zu gleichförmig schwebender Sechzehntelbegleitung, aber voll harmonischer Reize und melodischer Aufschwünge. In La vie antérieure belebt sich die ruhige Versunkenheit mystischen Erinnerns bis zum triumphierenden Ausbruch» (beide Zitate: W. Oehlmann, Reclams Liedführer). 1885 wurde Duparc von einer Nervenlähmung befallen. Er gab seine kompositorische Tätigkeit auf und lebte bis 1933 in der Schweiz, wo er sich der Literatur und der Malerei widmete.
Auch Debussy war 1888 und 1889 in Bayreuth und äusserte sich später so: «1889! Epoque charmante où j’étais follement wagnérien.» Die Vertonungen der Baudelaire-Gedichte aus «Les fleurs du mal» zeigen unüberhörbar die Auseinandersetzung mit Wagner, insbesondere mit «Tristan». Le jet d’eau lässt aber auch den Impressionismus aufscheinen und überrascht mit typischen Wellenfiguren. Der Sekundklang C – D löst sich nach neun Takten in einen C-dur-Dreiklang auf. Recueillement ist ein Nachtlied in der Einsamkeit, während La mort des amants einen ruhigen Ausklang bildet.
Benjamin Britten darf wohl mit Recht als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts gelten. Daneben war er als angesehener Dirigent und Pianist aktiv. Sein umfangreiches Werk, zu dem nicht wenige heute regelmässig aufgeführte Opern wie «Peter Grimes» gehören, umfasst auch andere Gattungen, nicht zuletzt Lieder. Im selben Jahr 1953, in dem die Uraufführung seiner Krönungsoper «Gloriana» für Queen Elizabeth – ohne jeglichen Erfolg! – stattfand, komponierte Benjamin Britten den Liedzyklus Winter Words. Die acht Texte stammen aus verschiedenen Gedichtsammlungen von Thomas Hardy (1840-1928); der Titel bezieht sich aber auf dessen letzte veröffentlichte Sammlung. Die Vertonung ist im September 1953 entstanden und wurde am 8. Oktober von Peter Pears und Britten beim Leeds Festival uraufgeführt. Pears war nicht nur Brittens Lebenspartner, sondern auch «sein» Tenor. Die Lieder des Zyklus sind zwar wie frühere voller musikalischer Erfindungen und Bildklänge, der Charakter ist aber einfacher, schlanker geworden. Dadurch kommt der Text besser zur Geltung. Das letzte Lied Before life and after gilt als einer «der beeindruckendsten Songs Brittens». Gerade die einfache Gegenüberstellung der Klavierfiguren der linken Hand und der Oktaven in der rechten, scheinbar unausgereift, vermitteln einen besonderen Eindruck von Unschuld.