Tedi Papavrami wurde in Tirana geboren. Schon als Vierjähriger begann er das Geigenstudium bei seinem Vater und spielte als Achtjähriger öffentlich mit Orchester Sarasate und Paganini. Später studierte er bei Pierre Amoyal und gewann mehrere Preise; 1987 erwarb er das Solistendiplom in Lausanne. Seither konzertiert Papavrami in Europa, in der Türkei und in Südafrika, u.a. mit dem Orchestre de Paris, den Bamberger Sinfonikern, dem Sinfonierorchester des Bayerischen Rundfunks oder dem Orchestre Philharmonique de France.
Christoph Schiller, Schüler von Georges Janzer und Bruno Giuranna, ist einer der bekanntesten Schweizer Musiker und als Bratscher geradezu eine Institution. Er war Mitglied verschiedener Schweizer Streichquartette. Zuletzt ist er 2001 im Aria Quartett und 2004 mit dem Amati Quartett in unseren Konzerten aufgetreten. Immer wieder spielt er zusammen mit anderen Kammermusikformationen und mit weltbekannten Solisten, so in Salzburg u.a. mit Marta Argerich und Misha Maisky. Er unterrichtet an den Musikhochschulen Basel und Zürich.
François Guye studierte in seiner Heimatstadt Genf (1972 Premier Prix de virtuosité), dann bei André Navarra, und gewann namhafte Preise, u.a. den 1. Preis im Genfer Musikwettbewerb. Massgebend war die Begegnung mit Pierre Fournier, dessen Cello Guye heute noch spielt. Er konzertiert als Kammermusiker und Solist und sitzt am ersten Cellopult des Orchestre de la Suisse Romande. Auch er liebt und pflegt die Kammermusik und spielt mit bedeutenden Ensembles zusammen. Mit dem Quatuor Nomine hat er 198x in unseren Konzerten das Schubert-Quintett aufgeführt.
Christian Favre wurde in Lausanne geboren. Hier hat er auch studiert (1975 Abschluss mit einem Premier prix de virtuosité – avec félicitations), bevor er bei Karl Engel in Hannover 1978 sein Solistendiplom erlangte und sich später bei Stefan Askenase in Bonn weiterbildete. Er konzertierte – mit einer Vorliebe für das romantische Repertoire – solo, als Kammermusiker und mit Orchester in vielen grossen Städten Europas und an verschiedenen Festivals. Seine Vorliebe gilt der Kammermusik. Er unterrichtet am Conservatoire de Lausanne und gibt Meisterkurse in der Schweiz und im Ausland. Vor noch nicht allzu langer Zeit hat er angefangen, engagiert zu komponieren – eine Tätigkeit, welche nach eigener Aussage den inzwischen Fünfzigjährigen jung erhält.
Schumann – ein Kammermusikkomponist? Da steht einem meist der Klavier- und Liedkomponist, ja der Sinfoniker im Wege. Das Jahr 1842 war – nach dem Liederjahr 1840 und dem sinfonischen Jahr 1841 das Kammermusikjahr (vor 1840 war Schumann einzig Klavierkomponist gewesen). Die drei Mendelssohn gewidmeten Streichquartette, die Schumann bewusst als Gegenpol zur Klavierkomposition anging («das Klavier wird mir zu enge» schrieb er schon 1838 an Clara), das Klavierquintett und -quartett sind 1842 entstanden. Offenbar war es Schumann wichtig, nach den drei Streichquartetten auch die Kombination seines eigenen Instruments mit Streichern auszuprobieren. Beide Werke für diese Kombination wurden parallel im Oktober/November 1842 geschrieben und stehen in derselben Tonart. Das Klavier verbindet sich in bewundernswerter Weise mit dem kurz zuvor erprobten Streicherklang. Impulsives Drängen und Versonnenheit, Ausbruch und Schwärmerei, Florestan und Eusebius, die zwei Seelen in Schumanns Brust, sprechen die dem noch immer jungen Komponisten eigene Sprache. Schumann wird nicht mehr auf diese Gattungen zurückkommen, sondern fünf Jahre später mit Klaviertrios experimentieren (vgl. unsere Konzerte 8 und 10!).
Im Zusammenhang mit seiner Quatuor-Fantaisie, deren Stil mit tout en fulgurance, en éclats et intuitions visionnaires beschrieben wird, sagt Christian Favre über sein Komponieren: « C’est tourmenté, comme ma vie intérieure! En musique, on peut confier ce qu’on ne pourrait dire avec des mots. Encore faut-il organiser le discours : une oeuvre, c’est un organisme vivant. Les choses dites n’ont pas seulement à être belles en soi, mais à être organiques, comme l’est une cathédrale où tout est en place : un vrai défi ! Quand j’estime que la construction se tient, je mets le point final. Cela prend beaucoup de temps, et j’écris lentement ! De l’idée de base au travail de maturation, le processus est long, mais il y a des moments de grâce, où l’ont se sent aspiré : quelque chose de spirituel, peut-être… »
Mit dem Klavierquartett kommt nun auch das letzte von Chaussons grossen Kammermusikwerken in unsere Konzerte. Wer sich an das in der letzten Saison aufgeführte Klaviertrio von 1881 erinnert, das so überschwänglich dem Franck-Ton huldigte, wird überrascht sein, in dem 16 Jahre jüngeren Werk zwar noch immer Francks zyklische Form (u.a. wird das im Verlauf des Werks immer wieder verwandelte Kopfsatzthema im Finale wieder aufgenommen) vorzufinden, aber einem Klang zu begegnen, der trotz Schwung und Energie, welche das Werk ebenfalls aufweist, heller, lockerer und abgeklärter wirkt. Chausson war wie Debussy wagnerbegeistert und pilgerte 1883 auf seiner Hochzeitsreise, bei der er auch in Basel Station machte, zum Parsifal nach Bayreuth. Gleichwohl haben sich im Spätwerk Feinheit und Klarheit vermehrt durchgesetzt, so dass wir manchmal eher an Fauré als Franck denken. Zudem ist, besonders im 2. und 3. Satz, eine Nähe zum Stil dess langjährigen Freundes Debussy, mit dem er allerdings 18xy aus aussermusikalischen Gründen gebrochen hatte und der damals seinen Stil noch lange nicht zur Vollendung gebracht hatte, nicht zu überhören, womit das bekannte Dictum des belgischen Komponisten Arthur Hoérée, Chausson sei un trait d’union (non négligeable) entre Franck et Debussy bestätigt wäre. Der Kopfsatz hat drei Themen, ein lockeres, ein sangliches und eines «plus lent». Das erste Thema wirkt dominierend. Im langsamen Satz entwickeln zwei Themen eine ruhig-heitere Atmosphäre: sicher ein Höhepunkt nicht nur in diesem Werk. Der 3. Satz ist kein Scherzo, sondern ein wiederum auf zwei Themen (das erste volksliedhaft-pastoral, das zweite farblich interessant modulierend) aufgebautes elegant-friedliches Stück. Das lebhafte Finale bringt zwei eigene Themenideen in Verbindung mit dem Kopfsatzthema, bevor auch die übrigen Sätze zum Zuge kommen. Der Schluss gehört aber dem Kopfsatzthema. Chausson empfahl das Quartett dem belgischen Geiger M. Crickboom: «Ne t’attends pas à une oeuvre noire. Pas du tout. C’est presque folâtre. Et très facile.» Nur knappe zwei Jahre nach dem Quartett verunfallte Chausson mit seinem Fahrrad tödlich, ohne sein nächstes und letztes Kammermusikwerk, das Streichquartett, vollendet zu haben.
rs