1985 galt es, des 100. Geburtstags und des 50. Todestages Alban Bergs zu gedenken. Die Wiener Alban-Berg-Gesellschaft erteilte dem russischen Komponisten jüdisch-deutscher Herkunft Alfred Schnittke, der in jungen Jahren in Wien gelebt hatte, den Auftrag für ein Streichtrio. 1992 bearbeitete es Schnittke auf Wunsch des Geigers Oleh Krysa für Klaviertrio und widmete es seinem Arzt, der ihm zweimal das Leben gerettet hatte. Das Werk beginnt mit einer aus fünf Tönen bestehenden Formel, aus dem sich der weitere Verlauf des Moderato entwickelt. Plötzlich kippt das Ganze, obwohl sich das Werk auf die Wiener Musiktradition beruft, in eine Passage, die von der Minimal Music beeinflusst scheint. Etwas später folgt eine leise, an Ives gemahnende Stelle. Dazwischen kommt es immer wieder zu Gefühlsausbrüchen. Auch der zweite Satz, mit einem Geigensolo beginnend, lebt von diesen Gegensätzen. Er nimmt am Schluss Motive aus dem 1. Satz, z.B. die «Minimal-Music-Passage», wieder auf und bleibt ebenfalls weitgehend elegisch-melancholisch.
Von den vier Klaviertrios Schumanns (das früheste von 1842 trägt den Titel Fantasiestücke) sind das leidenschaftliche d-moll-Werk (op. 63) und das F-dur-Trio 1847 entstanden. Schumann sah sie als Schwesterwerke an, obwohl oder vielleicht gerade weil sie verschieden sind. Am 1. Mai 1849 schreibt Schumann an Carl Reinecke: «Das Trio ist von ganz anderem Charakter als das in D und wirkt freundlicher und schneller. Auf den Anfang des Adagio und auf ein Allegretto (statt des Scherzo) freue ich mich immer, wenn es daran kommt.» Clara Schumann schreibt 1849 begeistert: «Es gehört zu den Stücken Roberts, die mich von Anfang bis zum Ende in tiefster Seele erwärmen und entzücken. Ich liebe es leidenschaftlich und möchte es immer und immer wieder spielen.» Das Werk wurde im Hause Schumann öfter gespielt, ehe es 1850 in Leipzig öffentlich uraufgeführt wurde – mit Clara am Klavier. Der Kopfsatz weist drei Themen auf. Die Durchführung beginnt mit dem dritten; es zitiert unverkennbar das Eichendorff-Lied «Dein Bildnis wunderselig, hab ich im Herzensgrund» (op. 39/2). Auch das Adagio nimmt mit der Vortragsbezeichnung «Mit innigem Ausdruck» auf dieses Lied Bezug. Die Liedhaftigkeit setzt das Werk vom op. 63 ab. Dazu trägt bei, dass Schumann – wie er selber bemerkt – das Scherzo durch einen weiteren langsamen Satz, dem bei aller Komplexität das Tänzerische nicht abgeht, ersetzt.
rs