Am 9. November 1822 richtete Fürst Nikolaus Galitzin an Beethoven die Bitte, für ihn «un, deux ou trois nouveaux Quatuors» zu schreiben. Die Anfrage kam Beethoven, der durchaus nicht immer für Auftragswerke zu gewinnen war, nicht ungelegen, hatte er doch bereits am 5. Juni 1822 dem Verlag Peters ein Quartett in Aussicht gestellt: das spätere Opus 127. Doch widerrief er das Angebot, da mir etwas anderes dazwischen gekommen, nämlich die Missa solemnis und die 9. Sinfonie. Im Februar 1824 nahm er die Arbeit am Quartett wieder auf und schloss es ein Jahr später ab. Es wurde am 6. März 1825 erstmals aufgeführt. Noch während dieser Arbeit, wohl im Herbst 1824, konzipierte Beethoven zwei weitere Quartette, op. 132 und op. 130. Während diese beiden Quartette zusammen mit op. 131 durch ein Viertonmotiv als Keimzelle verknüpft sind, stehen op. 127 und op. 135 für sich. Im Gegensatz zur Dreiergruppe sind beide Quartette leichter fasslich, halten sich auch an die gewohnte Viersätzigkeit. Das op. 127 ist ein Werk von weitgehend lyrischem Charakter. Beethovens letzte vollendete Komposition, das Opus 135, wirkt nach den drei monumentalen Werken wie eine Rückkehr zu Tradition und Gewohntem. Man glaubt sich zeitweise, wenn auch nur scheinbar, in Haydns Welt zurückversetzt. Höhepunkt des Werkes ist das Lento assai, das erst im September 1826 zu den übrigen Sätzen hinzukam und somit Beethovens letzter vollendeter Satz ist. Die Variationenfolge ist ein wahrer Abgesang, der in der Stimmung zu langsamen Bruckner-Sätzen hinführt. Nach dem «Muss es sein?» in der Einleitung zum Finale rätselt man bei der Allegro-Antwort «Es muss sein!», was denn da sein müsse. Entlässt uns Beethoven im Schlusssatz seines letzten Werks mit einem Scherz? War dies der Grund, warum op. 135 im 19. Jahrhundert das am wenigsten gespielte der späten Beethoven-Quartette war?
rs