Der Georgier Nadarejshvili, der zunächst ein Ingenieur-Studium absolvierte und heute am Konservatorium von Tiflis lehrt, erhielt für sein 1. Quartett 1987 den 1. Preis im Moskauer Wettbewerb für junge Komponisten. Er sieht es, vor allem im 3. Satz, als eine musikalische Reflexion über die emotionalen Erfahrungen der Georgier während der Epoche des Stalinismus und des 2. Weltkriegs. Der erste Satz greift auf alte georgische Lieder zurück, die über eine Struktur brummender Töne gelegt sind. Auch der lebhafte 2. Satz nimmt in Form von Pseudo-Volksliedern aus der Zeit um 1930 auf georgisches Material Bezug, hier eher tänzerischen Charakters. Das Finale kehrt zum Klageton des Beginns zurück. Einzig der Mittelteil unterbricht mit seiner manischen Bewegung in starkem Kontrast die Trauer der Rahmenteile, die auf einem authentischen Klagelied beruht.
Tschaikowsky schrieb über sein 2. Quartett: «Es ist mein bestes Werk; kein anderes ist mir so leicht von der Feder gegangen. Ich schrieb es sozusagen auf einen Sitz fertig.» In der Tat entstand es in kurzer Zeit im Dezember und Januar 1873/74. Da Anton Rubinstein das Werk nach einer Privataufführung heftig kritisierte, überarbeitete es der Komponist vor der Uraufführung am 10. (22.) März 1874. Hier fand es starken Beifall. Es ist in grösseren Dimensionen und tiefgründiger angelegt als das drei Jahre zuvor entstandene 1. Quartett. Die Einleitung wird von der ersten Geige dominiert, die ihre Figuren über den chromatischen Unterstimmen ausführt, zuletzt in einer Kadenz. Chromatisch ist auch der Charakter des Kopfsatzes, wodurch die Tonart F-dur im Hauptthema gar nie richtig wirksam wird. Das Scherzo in Des-dur erzielt seine Wirkung durch die eigenartige Rhythmik in scheinbarem 7/8-Takt, allerdings im Wechsel von 6/8- und 9/8-Takt notiert. Im Trio in A-dur stimmt die Bratsche einen graziösen Walzer an. Ausdrucksstark ist die f-moll-Klage des Andante in Rondoform. Dieser längste Satz des Werks bedeutet auch sein Zentrum. Bedeutungsvoll wird der zweite Gedanke, eine absteigende punktierte Quarte. Das lebensfreudige Finalrondo endet nach strettahaftem Fugato largamentissimo mit dem Thema des Zwischensatzes.
rs