Schuberts Klaviertrioproduktion fällt, sieht man vom einfachen Sonatensatz D 28 von 1812 ab, in die letzte Schaffensphase. Ob, wie heute öfters angenommen, das im November 1827 begonnene Es-dur-Trio das frühere Werk ist, lässt sich nicht eindeutig klären. Das B-dur-Trio könnte nach dem Erfolg des Es-dur-Werks im Privatkonzert vom 26. März 1828 rasch im April/Mai dieses Jahres entstanden sein, nicht zuletzt, weil Schubert die Möglichkeit hatte, gleich zwei Trios verlegt zu sehen. Leider ist das Autograph verschollen. So lässt sich auch nicht ermitteln, welche Rolle das Adagio (D 897), das sogenannte Notturno dabei gespielt hat. Schubert hat es sicher nicht so benannt. (In Diabellis Erstausgabe heisst es "Nocturne".) War es die erste Fassung des langsamen Satzes? Tonart und manche Indizien sprechen dafür. In jedem Fall ist es ein faszinierendes Stück, zugleich ruhig und doch gespannt, in ständiger Bewegung (erst recht im aufgeregten E-dur-Teil, der später in C-dur/Es-dur wieder aufgenommen wird), aber doch mit langen Melodiebögen. Am besten charakterisiert wird das Stück durch seine erste Vortragsbezeichnung: appassionato.
Das Trio op. 99 - Schubert hat die Opuszahlen der beiden Trios noch selbst vergeben - ist eines der beliebtesten und schönsten Instrumentalwerke Schuberts, obwohl manche das Trio op. 100 vorziehen. Es wirkt scheinbar problemlos, pendelt zwischen Energie (gleich zu Beginn) und melodischer Lyrik (im Andante), zwischen lockerer Heiterkeit (Scherzo) und wienerischem Charme (Finale) hin und her - und passt so gut in eines der zahlreichen Schubert-Klischees: Schubert, der ohne Reflexion und wo möglich ohne völlige Beherrschung der strengen Form naiv-heiter und ohne Schwierigkeiten Meisterwerke schafft, doch am stärksten in der lyrischen Kleinform des Liedes volle Meisterschaft erreicht. Dass Schubert im Spätwerk gerade im Formalen bewusst eigene, andere Wege als die Vorbilder ging, hat die neuere Forschung klar erwiesen. So hat er seine eigene Frage, wer nach Beethoven noch etwas zu machen vermöge, selber beantwortet, gerade in der formalen Vielfalt, der Andersartigkeit der Themengestaltung und deren Verarbeitung, d.h. in der nicht selten bewussten Abkehr vom übermächtigen Vorbild. So wirkt auch das B-dur-Trio äusserlich klassisch, im Detail steckt es aber voller Überraschungen.
Das 2. Klaviertrio Schostakowitschs steht zeitlich genau zwischen dem ersten und den Blok-Romanzen, zwei Werken, die im 1. Konzert dieses Zyklus zu hören waren. Es entstand im Andenken an einen kurz zuvor verstorbenen Freund, den Musik- und Literaturwissenschaftler Iwan Sollertinski, und reiht sich so in die Tradition des Trio élégiaque (Tschaikowsky, Rachmaninow u.a.) ein. Neben der Trauer um den Freund spielen Not und Elend der Kriegszeit hinein. Laut I. Martynow ist „das Trio wahrscheinlich das Allertragischste im Schaffen Schostakowitschs“. Die Verwendung eines Themas aus der jüdischen Volksmusik im Finale deutet wohl darauf hin, dass auch die Trauer über die Ermordung der Juden durch Hitler und Stalin zum Ausdruck kommen soll. Wohl darum nimmt Schostakowitsch das Thema im 8. Streichquartett von 1960, „den Opfern des Faschismus und des Krieges gewidmet“, wieder auf. Das Cello eröffnet das Werk mit fahlen Flageolett-Tönen; der elegische Gedanke wird von der Violine kanonartig aufgegriffen. Das 2. Thema wirkt nur vordergründig heller. Im gerade drei Minuten langen Scherzo in Fis-dur dominiert zwar die Energie, allerdings nicht heiter, sondern bedrohlich. Die Totenklage folgt im Largo als Passacaglia über ein achttaktiges Thema, das vom Klavier mit schweren Akkorden exponiert wird. Der makabre Totentanz des Finale verklingt leise in einer Kombination des Totentanzmotivs und der Akkorde des Passacaglia-Beginns.
rs