Natürlich wurzeln die sechs Quartette noch im 18. Jahrhundert und berufen sich auf Haydn und Mozart. Noch einmal taucht auch jene Sechserzahl für ein Opus auf, die für Haydn die Regel gewesen war. Sie zeigen aber auch die Suche nach dem eigenen Stil. Äusserlich wird dies sichtbar an der Bezeichnung des Tanzsatzes, dem Beethoven in der Form des Scherzos eine neue Dimension gibt. Dreimal bezeichnet ihn Beethoven als Scherzo (Nr. 1/2/6), zweimal als Menuetto (Nr. 4/5), einmal gar nicht (Nr. 3; es handelt sich eher um ein Menuett). In Nr. 4 bezeichnet er das Andante als Scherzo. Haydn hatte in seinen Quartetten nach dem op. 33 selbst dort, wo er wie im op. 77 Presto vorschreibt, den Begriff Scherzo nicht mehr verwendet; bei Mozart findet sich der Begriff nicht. Allerdings deckt sich die Bezeichnung Scherzo durch Beethoven nicht mit der Entstehungsreihenfolge: Nr. 3 / 1 / 2 / 5 / 4 / 6.
Im Jahre 1800, nach Abschluss aller sechs Quartette, überarbeitete Beethoven die Nummern 1 bis 3 grundlegend. 1801, im Jahr des Erscheinens der dem Fürsten Lobkowitz (dem Auftraggeber?) gewidmeten Quartette, schrieb er an Freund Karl Amenda, dem er das F-dur-Quartett zunächst zugeeignet hatte: "Dein Quartett gieb ja nicht weiter, weil ich es sehr umgeändert habe, indem ich erst jetzt recht Quartetten zu schreiben weiss."
In der Tat kann man die drei ersten Quartette teilweise noch der Spielmusik - wenn auch auf höchstem Niveau - des 18. Jahrhunderts zuweisen. Das wird am 2. Quartett deutlich, dem man im 19. Jahrhundert wegen seiner galanten "Verbeugungen" den Namen "Komplimentierquartett" gegeben hat. Gerade hier aber ist das Scherzo voll entwickelt. Die zuerst entstandene Nr. 3 wirkt freundlich-melodiös und endet mit einem Finale in virtuoser Entladung von Spielfreude, schliesst aber ganz überraschend-witzig im Pianissimo. Hier ist Haydn ganz nah. Den entscheidenden Schritt über Haydn hinaus geht das F-dur-Quartett, zumindest in den beiden ersten Sätzen, denen die Umarbeitung galt. Kein Wunder, dass Beethoven es an die 1. Stelle des Opus gesetzt hat. Das unisono auftretende Hauptmotiv wird in einer Weise verarbeitet, die selbst Haydns Monothematismus in den Schatten stellt. Das Adagio, laut dem Zeugnis Amendas von der Grabszene aus "Romeo und Julia" inspiriert, ist ganz neuartig eine dramatisch-expressive Szene. Das synkopierte Scherzo und das Finale mit seinen Sechzehnteltriolen leben, noch in der Tradition Haydns, von Bewegung und Spielfreude.
rs