Ernest Bloch hat es nicht leicht gehabt. Im vom Calvinismus geprägten Genf fand der Violinschüler von Louis Rey (und später von Eugene Ysaye) und Kompositionsschüler von Emile Jaques-Dalcroze kein rechtes Auskommen und wenig Resonanz. Mit 36 Jahren verliess er seine Heimatstadt und ging in die USA. Das erste Werk, mit dem sich dort der Erfolg einstellte, war das grosse, über fünfzigminütige 1. Streichquartett. Bald dirigierte er seine Trois Poemes Juifs und die Israel Symphony; weitere Werke folgten. Bloch setzte sich mit Entschiedenheit für eine autonome jüdisch-hebräische Musik ein. Nach vier Jahren als Leiter des Cleveland Institute of Music und fünf am San Francisco Conservatory kehrte er überraschend in die Schweiz zurück, um in Zurückgezogenheit zu arbeiten. Doch der steigende Antisemitismus in Europa liess ihn wieder in die USA zurückkehren, wo er 1942 bis 1952 an der Berkeley University unterrichtete. 1952 ist das 3. Quartett entstanden, 36 Jahre nach dem ersten; zwei weitere sollten folgen. Es ist das kürzeste, konzentrierteste, und wird durch das Eingangsthema mit drei absteigenden Quinten zu einer Art zyklischen Einheit zusammengefügt. Im Finale entwickelt Bloch das Quintenthema variationsmässig zu einer bereits im Trio des Scherzos vorbereiteten Folge von zwölf Tönen und krönt damit - nach einem Unterbruch durch ein nostalgisches Thema - das Werk in einer triumphalen Fuge, während er seine übrigen Quartette mit einem verhaltenen Epilog abzuschliessen pflegt.
Am 31. Dezember 1782 vollendete Mozart sein erstes grosses Quartett, das erste jener Sechserfolge, die er später Haydn widmen sollte. Wie Haydns op. 33 von 1781, das Mozart zu dieser Leistung herausforderte, sind sie von "ganz neuer, besonderer Art", die sich wie folgt äussert: Kontrapunktik und motivisch-thematische Arbeit am Hauptthema, das auch die Durchführung bestimmt, im ersten Satz; überraschende Akzentverlagerungen im Menuett, dessen Trio ins fatalistische g-moll ausweicht; tiefer Ernst im zweiteiligen, von drei individuellen Themen bestimmten Andante; die Mischung von Sonatensatz und Fuge im Finale, die auf die Jupitersinfonie vorausweist, wobei das 3. Thema einen naiv-volkstümlichen Kontrast zur Ernsthaftigkeit bildet.
rs