Konzerte Saison 2023-2024

  • 5.12.2023
  • 19:30
  • 98.Saison
  • Abo 8
Stadtcasino Basel, Hans Huber-Saal

Im Gedenken an Jost Meier

Kammermusikszene Schweiz Quartet Atenea | Merel Quartett | Hirzel | Sutter | Mätzener | Schobel | Lagares

Jost Meier wurde 1939 in Solothurn geboren. Nach seinen Studien war er zunächst als Cellist im Tonhalleorchester Zürich und in der Camerata Bern tätig. Er war 1969 Mitbegründer der Orchestergesellschaft Biel (heute Sinfonie Orchester Biel Solothurn) und 10 Jahre Leiter dieses Ensembles. Nach einem Engagement als Dirigent am Basler Theater ist Jost Meier seit 1983 freischaffender Komponist und Dirigent. Er lebt in Basel und in Arcegno (TI). Zu Meiers wichtigsten Werken gehören die Opern «Sennentuntschi» (UA Freiburg i. Br. 1983), «Der Drache» (UA Basel 1985), «Augustin» (UA Basel 1988), «Pilger und Fuchs» (UA Biel 1994), «Dreyfus» (UA Deutsche Oper Berlin 1994). 1999 komponierte er die Musik für die alle 25 Jahre stattfindende «Fête des Vignerons» in Vevey. Neben den Oratorien «Vom Ende der Zeit», «Le temps et l’éternité» und «Francesco di Assisi» sind vor allem die Orchesterwerke «Musique concertante» (komponiert für eine Amerika-Tournee des Orchestre de la Suisse Romande), «Ascona», «A l’origine», «Adullam» (UA Biel 2014) und «Scènes fictives» (UA Basel 2014) hervorzuheben. Aus dem reichen Oeuvre für Kammermusik sind 2 Klarinettentrios, ein Klaviertrio über Adolf Wölfli und die «Sonata a cinque» hervorzuheben. Für Streichquartett komponierte Meier «Lamentations», «Cordano» für Horn und Streichquartett und einen 2015 in Basel uraufgeführten Zyklus mit Gedichten von Garcia Lorca für Sopran und Streichquartett. Derzeit ist er mit der Komposition einer neuen Oper beschäftigt – «Marie und Robert» (nach Paul Haller) wird im Herbst 2017 am Theater Biel Solothurn Premiere haben.

Das im Auftrag der Gesellschaft für Kammermusik Basel komponierte «Streichquartett 2015» besteht aus einem Prolog, einem Epilog und drei Hauptsätzen, die durch eigenständige Zwischenspiele verbunden sind. Diese Zwischenspiele sind wichtige Bausteine des Werks, da in ihnen das thematische Material des jeweils folgenden Satzes entwickelt wird. Die Basis zu diesem neuen Quartett bilden die leeren Saiten der Instrumente und deren Obertöne. Der Prolog geht aus von der leeren E-Saite – der Epilog ist eine kurze, gespenstische Farce über die zugrunde liegende Idee. Wie in vielen anderen meiner Kompositionen spielt auch in diesem Werk das Gestische eine grosse Rolle, das sich aber konkreten Vorgaben verweigert. Abrupte Kontraste, schwebende Klänge, hektische Rhythmen, häufige Tempomodifikationen sowie der häufige Wechsel zwischen Solo- und Tutti-Passagen bieten dem Zuhörer mannigfaltige Freiräume für eigene Assoziationen und Emotionen.

Veress gehört zur Generation zwischen Bartók (*1881)/Kodaly (*1882) und Ligeti (*1923)/Kurtág (*1926). Mit allen stand er in Beziehung: die beiden ersten waren seine Lehrer, die andern seine Schüler. Wie die letztgenannten stammte er aus dem heute rumänischen Siebenbürgen. Er wurde als Sohn des Historikers Endre Veress und der Altistin Mária Méhely in Kolozsvár (Klausenburg, heute Cluj-Napoca) geboren. 1915 übersiedelte die Familie nach Budapest, wo er Klavier bei Bartók und 1925-1930 Komposition bei Kodály studierte. An der Volksmusikabteilung des Ethnographischen Museums liess er sich in die Musikethnologie einführen und arbeitete an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften unter Bartók – bevor dieser 1940 in die USA emigrierte – und Kodály an der Gesamtausgabe ungarischer Volksliedmelodien. Ab 1943 Nachfolger Kodálys Kompositionsprofessor an der Franz Liszt-Akademie, unterrichtete er Ligeti und Kurtág. 1949 nutzte er das Angebot der Universität Bern für ein Gastsemester, übersiedelte in die Schweiz und wurde Lehrer am Konservatorium Bern. Zu seinen Schülern zählen, um nur die in Basel aktiven zu nennen, Jürg Wyttenbach, Heinz Holliger und Roland Moser. Im Februar 1950 hielt Veress im Rahmen unserer Konzerte drei Einführungsvorträge zum dreiteiligen Bartók-Zyklus mit dem Végh-Quartett. Veress hat ein vielfältiges Werk hinterlassen, darunter auch Kammermusik, so zwei dreisätzige Streichquartette (1931 und 1937). Das kürzere erste ist das Werk des 23jährigen, eines der ersten, die er gelten liess. In der Einleitung des Kopfsatzes führen abwechselnd die 1. Violine, Bratsche und Cello. Sie wird von einem vehementen Presto abgelöst, das in eine Poco quieto-Phase mündet, die in einer kunstvollen fugenartigen Überleitung mit einer Steigerung zum fff ins Presto zurückgeführt wird. Es folgt die variierte Quieto-Passage. Der Satz endet mit dem Beginn in der 1. Violine. Im dreiteiligen Andante stellt zunächst jedes Instrument das lyrische Thema vor. Der polyphone Mittelteil ist kanonartig. Zuletzt wird variiert auf den ersten Teil zurückgegriffen. Hier treten expressive Cellosoli mit begleitenden Pizzicati – am Ende in der 1. Violine – hervor. Das Finale lebt von innerer Energie und Anspielungen auf Volksmusik; es steigert sich zum Vivacissimo der Coda und endet in einem zuvor mehrfach angespielten G.

Jost Meier 1939-

Streichquartett (Auftragswerk der Gesellschaft für Kammermusik Basel) (2015)
Prolog. Andante con moto – Allegro non troppo
I. Andante non troppo – Allegro con moto – Andante cantabile –
Allegro non troppo
Zwischenspiel 1
II.
Zwischenspiel 2 (Viertel = MM 68)
III. Poco allegro (Achtel = MM 126-128)
Epilog
Drei «Lorca-Lieder» für Sopran und Streichquartett (2015)

Sándor Veress 1907-1992

Streichquartett Nr. 1 (1931)
Rubato, quasi recitativo – Presto
Andante
Vivo

Franz Schubert 1797-1828

Oktett für 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Klarinette, Horn und Fagott, F-dur, op. post. 166, D 803 (1824)
Adagio – Allegro
Adagio
Allegro vivace – Trio
Thema mit Variationen: Andante
Menuetto: Allegretto – Trio
Andante molto – Allegro