Zu seinem Streichquartett Nr. 1 schreibt Scartazzini: «Mein Streichquartett gliedert sich in sechs Sätze – drei kurze (I Vorspiel, III Intermezzo, V Melodie) und drei unbetitelte längere (II, IV, VI).
Was im Vorspiel als Grundmaterial erklingt – ein lapidarer gezupfter Gestus, eine vierteltönige, traurige Kantilene und ‚geräuschhaft orchestrierte’ Stille – taucht in verwandelter Form in den Folgesätzen immer wieder auf und bildet somit eine Art Adagio interrotto innerhalb der ganzen Komposition: Inseln des Verweilens, Horchens und Innehaltens.
Während die Miniaturen in reduzierter Besetzung erklingen (im Vorspiel Cello und Bratsche, im Intermezzo Cello, Bratsche, 2. Violine, in der Melodie ausschliesslich die beiden Violinen), spielt in den Hauptsätzen das Quartett in voller Formation. Nr. II thematisiert ein Accelerando von langsam schwingenden Akkorden hin zu einem Prestissimo von maximaler ‚Helle’ und Kraftentfaltung, wobei dem Weg über verschiedene Beschleunigungsstufen viel Raum gegeben wird. Zuletzt erlöschen diese klingenden Feuerräder überraschend und zurück bleibt eine nunmehr entkräftete, aschgraue Pendelbewegung, die schattenhaft an den Anfang des Satzes erinnert.
In Nr. IV erwächst aus traumartigen Texturen ein zunächst hypnotisch melodischer Singsang, dessen Gesten sich mit der Zeit verselbständigen und zerlegen. Die Schönheit des Anfangs kippt in spröde Bedrohlichkeit.
Der letzte Satz des Quartetts (Nr. VI) nimmt Bezug auf zwei musikalische Ideen aus der Oper Edward II. Neben dramatischen Zuspitzungen stehen sowohl Passagen von resignativer Schwere als auch von lyrischer Zartheit. Den Schluss bildet eine kurze Coda mit Elementen des Vorspiels: zu dumpfen repetitiven Pizzicati verdampft – um ein Vielfaches beschleunigt – die melancholische Kantilene in höchster Höhe.
Die Klangsprache des Quartetts umfasst eine grosse harmonische Bandbreite, von filigranen Dur-Klängen bis zu schärfster Dissonanz, ohne dass diese Mittel polystilistisch wirken. Die über weite Strecken eingesetzte Vierteltönigkeit dient der Erweiterung des chromatischen Spektrums zur Steigerung der Expressivität.»