Concerts Season 2021-2022

  • 29.3.2022
  • 19.30
  • 96.Season
  • Abo 8
Stadtcasino Basel, Hans Huber-Saal

Quatuor Modigliani (Paris)

Biography available in German ▼
Das Quatuor Modigliani wurde 2003 von vier jungen Musikern des Pariser Konservatoriums gegründet und hat sich rasch zu einem der gefragtesten jungen Ensembles in Frankreich entwickelt. Die Namensgebung des Ensembles geht auf einen Ausspruch des Malers Amedeo Modigliani zurück: «Deine richtige Aufgabe ist, deinen Traum zu retten.» Es studierte später beim Quatuor Ysaÿe und hat sich bei Walter Levin und György Kurtág sowie beim Artemis Quartett in Berlin weitergebildet. 2004 bis 2006 gewann es drei erste Preise in Holland, Italien und in den USA. Das Quatuor Modigliani spielt häufig mit namhaften Kammermusikpartnern zusammen. Bis 2016 war Philippe Bernhard der Primgeiger; er wurde im Dezember 2016 von Amaury Coeytaux abgelöst. Das Quartett ist bisher viermal in unseren Konzerten erfolgreich aufgetreten (2010, 2013, 2015 und 2018). Die Mitglieder spielen italienische Instrumente des 17. und 18. Jahrhunderts.

Das Quatuor Modigliani spielt im Jahr 2022 regelmässig Quartette von Schubert und gedenkt damit des 225. Geburtstags des Komponisten am 31. Januar 2022. Im Frühjahr bzw. Sommer 2022 wird es sämtliche 15 Quartette Schuberts in Schwarzenberg und Hohenems aufführen. Ausserdem steht mehrmals das für das Quatuor Modigliani komponierte und von ihm 2020 uraufgeführte Streichquartett von Mark-Anthony Turnage auf den Programmen.

Commentary available in German ▼
Schuberts frühe Streichquartette, die er etwa ab 1810 und vor 1820 komponiert hat, sind eher selten im Konzert zu hören. Sie wurden meist für das Schubertsche Hausquartett komponiert und nicht öffentlich aufgeführt. Man vermutet allerdings bei einigen der späteren Quartette, etwa bei den Nummern 9 und 11, dass sie vielleicht doch für professionelle Ensembles geschrieben wurden (Wulf Konold). Doch erst mit dem Quartettsatz in c-moll, komponiert im Dezember 1820, tritt der «wahre» Schubert hervor. Alfred Einstein formulierte es so: «Keine Brücke führt zu ihm (dem Quartettsatz D 703) von den früheren Quartetten.» Umso erhellender ist es, wenn sich zwei Quartette aus beiden Epochen in einem Konzert gegenüberstehen. Die Datierung des frühen D-dur-Werks D 94 ist nicht eindeutig geklärt. Man kann von 1811, 1812 (vielleicht erste Skizzen?) bis 1814 lesen. Am ehesten dürfte 1813 zutreffen (Peter Gülke nennt 22. Aug. bis Sept. 1813). Die nicht veröffentlichten Werke lagen lange bei privaten Besitzern, zuerst bei Bruder Ferdinand. So gelangten manche Quartette erst mit der Zeit an die Öffentlichkeit. Den Kopfsatz von D 94 hat Einstein unausgeglichen genannt. Das Andante in G-dur beruht auf einem einzigen, zweiteiligen Thema, das an Mozart denken lässt. Auffällig ist die Kürze der Sätze 3 (ein Menuett mit heiterem, ländlerhaftem Trio) und 4 (Finale: ein Rondo mit Schwung à la Haydn).

Der britische Komponist Mark-Anthony Turnage ist mit grossem Erfolg Vertreter der modernen Musik unserer Zeit, er ist aber hierzulande kaum bekannt. In einer Mischung aus Jazz und klassischen Stilen hat er sich einen eigenen Weg zwischen Moderne und Tradition gebahnt. Er studierte in London am Royal College of Music bei Oliver Knussen und John Lambert und bildete sich danach bei Gunther Schuller und Hans Werner Henze weiter fort. 1989-1993 war er Composer in Association beim City of Birmingham Symphony Orchestra und ab 2000 Associate Composer beim BBC Symphony Orchestra. Später war er als Composer in Residence beim London Symphony Orchestra tätig. Er hat neben Opern, Balletten und Orchesterwerken viel Kammermusik in verschiedensten Besetzungen komponiert, auch mit Streichern bzw. für Streicher. Für Streichquartett hat er bisher fünf Werke geschrieben, die von bedeutenden Quartetten aufgeführt werden. Als bisher letztes entstand «Split Apart» für das Quatuor Modigliani. Ausgangspunkt für dieses Werk war der damals aktuelle Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union, worauf auch der Titel anspielt. Turnage legte seine ganze Verzweiflung und seinen Zorn über den Brexit in sein Werk. Die Uraufführung fand am 15. Dezember 2020 in Madrid statt. Seither führt das Quatuor Modigliani das Quartett in seinem Repertoire.

Am 31. März 1824 schrieb Schubert an Leopold Kupelwieser: «In Liedern habe ich wenig Neues gemacht, dagegen versuchte ich mich in mehreren Instrumental-Sachen, denn ich componirte 2 Quartetten ... u. ein Octett, u. will noch ein Quartetto schreiben, und überhaupt will ich mir auf diese Art den Weg zur grossen Sinfonie bahnen.» Das a-moll-Quartett war am 14. März 1824 wohl als erstes von Schuberts Quartetten öffentlich aufgeführt worden. Das Schuppanzigh-Quartett spielte es im Wiener Musikverein. Moritz von Schwind schrieb noch am selben Tag an Franz von Schober, das Quartett sei "im ganzen sehr weich, aber von der Art, dass einem Melodie bleibt wie von Liedern, ganz Empfindung". Und tatsächlich klingen Lieder an: Im 1. Satz, der zwischen der Unruhe der Begleitfiguren und der Ruhe der Kantilene schwankt, ist es das Gretchen-Lied "Meine Ruh ist hin" (D 118). Den Beinamen «Rosamunde» erhielt das Quartett aufgrund des Themas im 2. Satz. Schubert verwendet hier 16 Takte aus dem Entre-Act der 1823 aufgeführten Schauspielmusik zu «Rosamunde» (D 797, Text Helmine von Chézy). Im Menuett erklingt im Cello ein Motiv, das an den Beginn des Schiller-Liedes "Die Götter Griechenlands" (D 677, 1819) erinnert; das A-dur-Trio zitiert daraus die Melodie von "Kehre wieder, holdes Blütenalter der Natur". Mit der 23. Aufführung ist das a-moll-Quartett das in unseren Konzerten meistgespielte Streichquartett Schuberts.