Gija Kantscheli wurde als Sohn eines Arztes in Georgien geboren. Er lebte meist in der Hauptstadt Tbilissi (Tiflis) und studierte hier zunächst Geologie, von 1959 bis 1963 Komposition. Anschliessend arbeitete er als freischaffender Komponist und schrieb Film- und Bühnenmusiken. Zwischen 1967 und 1986 entstanden sieben Sinfonien. Neben vielen anderen Gattungen pflegte er vor allem die Filmmusik intensiv. Von 1991 an lebte er in Westeuropa (Berlin, Antwerpen), besuchte aber immer wieder seine Heimatstadt Tiflis, wo er am 2. Oktober 2019 starb. Von 1990 bis 1992 entstand das vierteilige Werk «Ein Leben ohne Weihnacht». Die vier Teile sind in verschiedene Besetzungen aufgegliedert und betreffen jeweils einen Tagesteil (Morgen, Mittag, Abend, Nacht). Der vierte Teil, welcher der Nacht gewidmet ist, trägt den Titel «Nachtgebete». Zum Streichquartett kommt in der Originalfassung ein Tonband hinzu. In anderen, z. T. nach Kantschelis Tod erschienen Versionen wird auch ein Sopransaxophon (1995) bzw. eine Klarinette eingesetzt. Die Urfassung ist dem Kronos Quartett gewidmet; sie wurde am 14. März 1992 von diesem Ensemble in Wien uraufgeführt. «Seine Klangwelt besitzt etwas ungemein Natürliches, als richteten sich die Töne nicht nach Gesetzen von Polyphonie, Akkordverbindung, Sequenz und Alteration etwa, sondern nach allgemeinen Prinzipien von Atemlänge und Verschnaufpausen, von Steigerung und Spannung, von Erregung und Ruhe, von Ebbe und Flut: Eine Ausdruckskunst, deren Organik man verfolgen kann, ohne die Terminologie der musikalischen Handwerkslehre beherrschen zu müssen» (Wolfgang Sandner).
Das dritte Quartett Schostakowitschs wird heute zum achten Mal in unseren Konzerten gespielt – es ist damit das bei uns am meisten aufgeführte seiner Quartette. Es ist das einzige vollendete Werk des Komponisten im Jahre 1946. Nach den dramatischen und unruhigen Kriegsjahren, die er heroisch und eindrücklich in der 7. und 8. Sinfonie dargestellt hat, war es 1945 zur unheroischen 9. Sinfonie gekommen. Die Zeitgenossen hatten eine Siegessinfonie erwartet. Ebenso wenig sah Schostakowitsch einen Anlass für ein heroisches Quartett. Aus verschiedenen Gründen wollte er sich musikalisch neu orientieren. Das 3. Quartett ist deshalb kein leichtgewichtiges Werk geworden. Es weist zwar scheinbar einfache Melodien auf – aber der Schein trügt: Die Themen durchlaufen alle zwölf Töne, und Chromatik steht neben harter Bitonalität (Anfang des 2. Satzes). Die scheinbare Heiterkeit im tänzerischen Kopfsatz und im folgenden intermezzohaften Rondino schlägt im 3. Satz (gis-moll), dem eigentlichen Scherzo, überraschend in das Pseudozitat eines preussischen Militärmarsches um. Ob das echte Kriegsreminiszenz oder originelle Parodie sein soll, bleibt offen. Die Groteske, ein Lieblingsstilmittel Schostakowitschs, deutet jedenfalls die Doppelbödigkeit an. Das Adagio, als Threnodie (Trauergesang) bezeichnet, steht in Passacaglia-Form mit siebenfacher Wiederholung des Themas und leitet pausenlos ins Finale über. In diesem Sonatenrondo werden durch Wiederaufgreifen sowohl des Passacagliathemas als auch von Motiven aus dem Kopfsatz die beiden Gegensätze dieses Werks verbunden. In einem ruhigen Adagio klingt das Werk besinnlich aus.
Bartók erforschte zeit seines Lebens die Volksmusik. Unter anderem hat er 1115 Instrumentalmelodien (Rumänische Volkstänze aus Ungarn) gesammelt und dabei die Musik seiner eigentlichen Heimat – Bartók wurde im südungarischen Alföld auf dem Staatsgebiet des heutigen Rumänien geboren – berücksichtigt. Sieben dieser Tänze hat er 1915 für Klavier bearbeitet und 1917 orchestriert. Andrej Schischlow, der Primgeiger des Moskauer Streichquartetts, hat die Tänze für Streichquartett bearbeitet.