Die Musikalität der Cellistin Julia Hagen und ihre Wahl für das Cello ist kein Zufall. Ihr Vater ist Clemens Hagen, der Cellist des Hagen Quartetts, das von 1987 bis 2014 neunmal in unseren Konzerten aufgetreten ist. Die 1995 in Salzburg geborene Julia Hagen hat u. a. bei Heinrich Schiff und bei Jens Peter Maintz studiert. Sie ist sowohl als Kammermusikerin wie auch als Solistin aktiv. Sie spielt ein Cello von Francesco Ruggieri aus dem Jahre 1684.
Debussys Streichquartett gilt als typisch französische Musik. Das ist gewiss richtig. Daneben haben aber auch andere Einflüsse zum Stil des 1893 entstandenen Werks beigetragen. Fünf Jahre zuvor hatte der Komponist – wie schon früher – Bayreuth besucht und Wagners Parsifal erlebt, was ihn sehr beeindruckte. Anlässlich der Pariser Weltausstellung 1889 begegnete ihm fernöstliche Musik, die erstmals in Europa zu erleben war. Alle diese Elemente hat Debussy zu einer eigenen Klangsprache zusammengefügt, welche ihren Reiz und ihre Eigenständigkeit ausmachen. Akademische Formen mochte Debussy nicht. So führte seine Klanglichkeit – man darf auch von Klangfarbe sprechen (kein Wunder, dass oft Begriffe der Malerei gewählt werden) – und der freie Umgang mit der Form zu eigenem Stil. Die vier Sätze sind alle aus dem Hauptthema des Kopfsatzes entwickelt, das mit den drei Tönen g - f - d beginnt. Dies geschieht aber nicht in Form der klassischen Durchführungstechnik, sondern indem derselbe Gedanke immer wieder mit exotischen Klängen und mit gleitenden Instrumentalfarben umspielt wird. Dazu kommt eine ungewohnte Rhythmik, die das Publikum der ersten Aufführung ebenso irritierte wie die neue Klanglichkeit. Debussys Freund Paul Dukas beschrieb anlässlich der Uraufführung die Bedeutung des Werks: «Alles darin ist klar und deutlich gezeichnet, trotz grosser formaler Freiheit. Debussy zeigt eine besondere Vorliebe für Verknüpfungen klangvoller Akkorde und für Dissonanzen, die jedoch nirgends grell, vielmehr in ihren komplexen Verschlingungen fast noch harmonischer als selbst Konsonanzen wirken; die Melodie bewegt sich, als schreite sie über einen luxuriösen, kunstvoll gemusterten Teppich von wundersamer Farbigkeit, aus dem alle schreienden und unstimmigen Töne verbannt sind.»
Schuberts Streichquintett stammt aus dessen letztem Lebensjahr 1828, und entstand wohl im August oder September, somit vier bis zwei Jahre nach den drei letzten Streichquartetten. Es geht über die grossen zwei Quartette in d-moll und G-dur von 1824 und 1826, denen es nahe steht, hinaus und führt in eine geradezu neue musikalische Welt. Die Tonart C-dur darf nicht dazu verleiten, ein rein heiter-klares Stück zu erwarten. Man darf aber nicht nur Esoterik und Mystizismus, wie man sie am ehesten im Adagio erlebt, erwarten, sondern neben dunkeln und verklärten Klangfarben steht auch Lebhaft-Schwungvolles. Neuartig sind, zumindest in der Quintettbesetzung nördlich der Alpen, die zwei Celli anstelle von zwei Bratschen, wie Mozart sie verwendete. Dabei übernimmt das erste Cello öfters eine Melodiefunktion, während das zweite den eigentlichen Bass vertritt, im Beginn und am Ende des Adagio sogar im Pizzicato. Neben den zwei tiefen Stimmen brechen Molltrübungen oft den hellen Klang und geben dem Stück harmonisch neue Farben. Diese unerwarteten Klänge hielten wohl auch den Leipziger Verleger Probst von einer Veröffentlichung ab. Kurz vor seinem Tod hatte ihm Schubert neben anderen Werken das noch ungespielte Quintett – es war geplant, dass es «dieser Tage erst probirt» werde – zur Veröffentlichung angeboten. Über dem Ganzen liegt eine Stimmung, welche das Werk in andere Dimensionen hebt. Man kann hier nicht mehr sagen, C-dur sei eine ein- und diesseitige Tonart ohne Geheimnisse. Auch rhythmisch hat das Werk einiges zu bieten, wie insbesondere das Scherzo und das Final-Allegretto zeigen. Die erste nachweisbare Aufführung des Quintetts fand am 17. November 1850 mit dem Hellmesberger Quartett in Wien statt. Die Veröffentlichung durch C. A. Spina erfolgte erst 1853, also 25 Jahre nach Schuberts Tod. Es teilt damit das Schicksal mancher grosser Schubert-Werke.