Konzerte Saison 2019-2020

  • 14.1.2020
  • 19.30
  • 94.Saison
  • Abo 7
Oekolampad Basel

Belenus Quartett (Zürich)

Belenus ist der keltische Gott der Künste und seit der Gründung 2004 der Namensgeber des Belenus Quartetts. Das Belenus Quartett konzertierte bisher vor allem in der Schweiz, in Deutschland und anderen Ländern Europas auf Tourneen. Sein Repertoire reicht von den frühen Haydn- Quartetten bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. Das Quartett ist auch renommiert für aussergewöhnliche Crossover-Projekte und das Zusammenwirken mit weiteren Musikern. So ist es 2016 am St. Moritz Jazzfestival mit einem «Tribute to Billie Holiday» zusammen mit dem angesehenen Schweizer Komponisten und Saxofonisten Daniel Schnyder mit grosser Resonanz aufgetreten. Ein weiterer künstlerischer Höhepunkt des Quartetts war die Einstudierung und Aufführung des Schubert Quintetts an der Musikhochschule Mainz mit dem renommierten Cellisten Valentin Erben (Alban Berg Quartett). CD-Aufnahmen des Belenus Quartetts zeigen die musikalische Brillanz und Vielfalt – darunter wurden Werke von Haydn, Bartok und Schubert sowie das vierte Streichquartett von Daniel Schnyder aufgenommen. Erst kürzlich erschien unter dem Label DG Scene eine Aufnahme mit Klarinettenquintetten von Heinrich Baermann, einstudiert mit Rita Karin Meier, Soloklarinettistin des Opernhauses Zürich (Philharmonia Zürich). Am 9. internationalen Wettbewerb «Franz Schubert und die Musik der Moderne 2015» wurde das Belenus Quartett mit dem 1. Preis und dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Russische Quartette – der einen und der andern Art Rund zehn Jahre nach der Komposition der Quartette op. 9, 17 und 20 (1769-1772) hat sich Haydn wieder der Streichquartettkomposition zugewandt. Der Sprung in der Entwicklung war wie schon nach der Pause nach op. 1 und 2 gewaltig. Haydn bezeugte dies für das op. 33, indem er betonte, es sei »auf eine gantz neue besondere Art« geschrieben. Damit war nicht nur ein Standard erreicht, an dem der Komponist später keine wesentlichen Veränderungen mehr vornehmen musste, sondern es hatte, jedenfalls gemäss den veröffentlichten Meinungen der Zeitgenossen, eine neue Epoche der Quartettkunst begonnen. Das h-moll-Quartett wurde nicht als erstes der Serie komponiert, zeigt aber am ehesten Bezüge zu den älteren Quartetten, etwa in der Leidenschaftlichkeit und im ernsten Tonfall des Kopfsatzes. Auch der raffinierte, tonal unbestimmte Beginn, der erst in mehreren Anläufen zur Haupttonart und zum Thema findet, erinnert an das op. 20. Anstelle des Menuetts ist in allen sechs Quartetten ein Scherz(and)o getreten. Im h-moll-Werk nimmt Haydn das Scherzo-Thema im Andante wieder auf, bevor er das Quartett mit einem nur bedingt heiteren Sonatensatz abschliesst. Russische Quartette heissen die sechs Stücke, weil sie 1781 dem in Wien weilenden Grossfürsten Paul, dem späteren Zar Paul I. (1796 bis 1801), gewidmet wurden. So kann man heute von einem russischen Konzertprogramm sprechen.

Das siebte ist Schostakowitschs kürzestes und konzentriertestes Quartett; es dauert etwa zwölf Minuten, nur wenig mehr als die beiden Einzelsätze Weinbergs, die im Programm folgen. Seine drei Sätze gehen ineinander über, was die Kürze und Zusammengehörigkeit betont. Schostakowitsch hat es dem Andenken an seine erste Frau Nina gewidmet, die 1954 einem Krebsleiden erlegen war. Das Werk beginnt mit einem trügerisch leichten Allegretto. Es wird von Dreitonmotiven bestimmt, die zu Beginn über eine Oktave abwärts führen. Doch ist die Musik keinesfalls so leicht, wie Rhythmus und lockere Verbindungen suggerieren. Später werden die Dreitonfolgen auch anders eingesetzt, auch im zweiten Satzteil, wo sie in Triolen erscheinen. Der Satz klingt mit wiederholten Achteln in Fis-dur aus. Das anschliessende Lento in einfacher A – B – A-Form ist mit Dämpfer zu spielen. Klagende Motive und unheimlich wirkende Glissandi bestimmen den Charakter. Das Finale besteht aus zwei Teilen; es greift auf einzelne Motive der beiden früheren Sätze zurück, u. a. auf die Dreitonfolgen. Der nach zwei Anläufen heftig einsetzende erste Satzteil ist eine rasende fugierte Passage. Ein heftiges Dreitonmotiv nimmt diese Hektik zurück und führt zum Schlussteil, in dem das con sordino langsam gespielte Fugenthema das ruhige Ende bestimmt.

Zwischen dem 2. und 3. Streichquartett (1939/40 bzw. 1944) komponierte Weinberg im usbekischen Taschkent, wohin er 1941 aus Minsk vor den Nazis geflohen war, zwei einzelne Quartettsätze. Verschiedene Ausdrucksformen und wechselnde Taktangaben (3/8, 5/8, 5/16) bestimmen die einzelnen Abschnitte des Capriccios. Dabei wird eine Art lockeren Walzers zeitweise von überraschenden Kontrasten durchsetzt, die einen neuen Rhythmus betonen und zwischendurch auch energisch kraftvoll werden können. Ein zarter Pianissimo-Schluss beendet den Satz. In der ganz con sordino zu spielenden Aria erklingt über einem von 2. Geige und später Bratsche getragenen zarten Grundrhythmus eine nostalgisch klingende Melodie.

Tschaikowskys D-dur-Quartett gilt als erstes bedeutendes Streichquartett der russischen Musik. Zur Komposition hatte ihn sein Freund Nikolai Rubinstein, Gründer und Direktor des Moskauer Konservatoriums, an dem Tschaikowsky selber unterrichtete, veranlasst, indem er ihm empfahl, ein Konzert mit eigenen Werken zu geben. Tschaikowsky unterbrach die Komposition der Oper „Opritchnik“ und schrieb in kurzer Zeit das Streichquartett. Das Konzert fand am 28. März 1871 statt; das Quartett wurde bei der Uraufführung begeistert aufgenommen. Mag Tschaikowsky auch als „Westler“ gelten und in einem gewissen Gegensatz stehen zur Gruppe der Fünf (auch „das mächtige Häuflein“ genannt: Balakirew, Borodin, Cui, Mussorgsky, Rimsky-Korsakow), so treten doch gerade im D-dur-Quartett folkloristische Anklänge deutlich hervor. Es ist musikantisch-spielfreudig und weist einen unverkennbar russischen Tonfall auf. Im Kopfsatz wirkt das Thema mit seinem synkopierten 9/8-Takt eigenartig. Am deutlichsten klingt Folklore im Andante in B-dur, das durchwegs con sordini zu spielen ist, an. Hier greift Tschaikowsky auf ein Volkslied, das er im Sommer 1869 auf dem Landgut seiner Schwester in der Ukraine aufgeschrieben hat, zurück. Ihm stellt er ein geradezu salonhaftes Originalthema gegenüber. Das Scherzo, ein robuster russischer Tanz, ist heiter und entwickelt durch die Verlagerung des schweren Taktteils eine starke rhythmische Energie. Mit Elan verläuft das Finale. Es lässt ein russisches Dorffest aufleben. Nach dem pianissimo-Rückgriff auf das dritte Thema im Andante-Tempo klingt die Coda triumphierend fortissimo und allegro vivace aus.

Joseph Haydn 1732-1809

Streichquartett Nr. 37, h-moll, op. 33, Nr. 1, Hob. III:37 (1778/81)
Allegro moderato
Menuetto (Scherzando): Allegro – Trio
Andante
Finale: Presto

Dmitrij Schostakowitsch 1906-1975

Streichquartett Nr. 7, fis-moll, op. 108 (1960)
Allegretto –
Lento –
Allegro – Allegretto

Mieczyslaw Weinberg 1919-1996

Capriccio, op. 11 (1943)
Aria, op. 9 (1942)

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky 1840-1893

Streichquartett Nr. 1, D-dur, op. 11 (1871)
Moderato e semplice – Poco più mosso – Allegro non troppo, ma con fuoco
Andante cantabile
Scherzo: Allegro non tanto e con fuoco
Finale: Allegro giusto – Allegro vivace