Concerts Season 2018-2019

  • 15.1.2019
  • 19:30
  • 93.Season
  • Abo 5
Oekolampad Basel

vision string quartet (Berlin)

Founded in 2012 and based in Berlin, the vision string quartet has already established itself as one of the finest young string quartets of its generation. With unique versatility that focuses on the classical string quartet repertoire alongside their own compositions and arrangements of other disparate genres, the four young musicians are on a mission to re-address with integrity how classical music is presented and perceived by both new and traditional audiences. Their distinctive characteristics of performing all their programmes standing up and completely from memory lend its performances an added intimacy and intensity which has been widely praised.

2016 was a year of remarkable achievement for the Quartet as they achieved not only first prize in two major competitions but all the audience and special prizes too. Adding to their successes at Felix Mendelssohn Bartholdy Competition in Berlin at the beginning of the year and at the International Concours de Génève at the end of the year, they were also awarded the prestigious Würth Prize in November 2016, only a month after they had received the audience prize at the Mecklenburg-Vorpommern Festival.

The young quartet experiments with innovative concert formats which they have brought to leading classical concert halls such as the Gewandhaus Leipzig, Tonhalle Düsseldorf, Konzerthaus Berlin and Philharmonie Luxembourg as well as to prestigious festivals including the Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Rheingau Music Festival, Schleswig-Holstein Music Festival, Heidelberg Frühling and the Lucerne Festival. They have hosted concerts in complete darkness, have collaborated on projects with renowned ballet dancer and choreographer John Neumeier and worked together with lighting designers to bring further creative dimensions to their performances.

Live recordings of its concerts are regularly broadcast by German radio stations such as NDR, SWR, Bavarian Radio, WDR, Deutschlandradio Kultur and RBB. Since April 2015, the vision string quartet has been on the "SWR2 New Talent" programme, which accompanies selected stars of the future for more than three years and promotes them in concerts, interviews and CD productions.

The 2016/17 season includes performances at the Elbphilharmonie and Laeiszhalle Hamburg, Konzerthaus Berlin, Concertgebouw Amsterdam, Louvre in Paris, Prinzregententheater in Munich, Alte Oper Frankfurt, the Mozartfest Würzburg, the Rheingau Musikfestival, the Mecklenburg-Vorpommern Festival, the Podium Festival and concert tours through North America, Brazil, Asia, Greece, Austria, Portugal, Spanien, Switzerland, France, England and Italy.

The quartet studies in Berlin under the Artemis Quartet and Günter Pichler of the Alban Berg Quartet at the Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid. In addition they have received tuition from teachers such as Heime Müller, Eberhardt Feltz and Gerhard Schulz, as well as participating in masterclasses at the Jeunesses Musicales, ProQuartet in France and the Foundation Villa Musica Rheinland-Pfalz where they were scholarship holders. Chamber music partners include Jörg Widmann, Eckart Runge from the Artemis Quartet, Haiou Zhang, Edicson Ruiz and the Quatuor les Dissonances.

In summer 2018 they will record their debut CD.

Commentary available in German ▼
1810 hatte Beethoven sein op. 95, das letzte der mittleren Streichquartette, vollendet. Es sollte zwölf Jahre dauern, bis er sich wieder mit Quartetten befasste – und das zunächst, ohne dass er ein solches vollendete. Am 9. November 1822 bat ihn Fürst Nikolaus Galitzin, für ihn «un, deux ou trois nouveaux Quatuors» zu schreiben. Die Anfrage kam Beethoven nicht ungelegen, hatte er doch bereits am 5. Juni 1822 dem Verlag Peters ein Quartett in Aussicht gestellt, das spätere op. 127 (es wird in unserem nächsten Konzert zu hören sein). Er widerrief jedoch dieses Angebot, «da mir etwas anderes dazwischen gekommen». Das «etwas» waren die Missa solemnis und die 9. Sinfonie. So nahm er erst im Februar 1824 die Arbeit am Quartett wieder auf und schloss es ein Jahr später ab. Deshalb dauerte es zuletzt fünfzehn Jahre, bis wieder ein Quartett vollendet war. Noch während dieser Arbeit – wohl im Herbst 1824 – konzipierte Beethoven die Quartette op. 132 und op. 130. Sie wurden ebenfalls dem Fürsten Galitzin gewidmet.

Der erste Satz von op. 132 beginnt mit einer Einleitung, welche ausgehend vom Cello jenes Viertonmotiv in je einem auf- und absteigenden Halbtonschritt (gis–a/f–e; in der 1. Violine dis–e/c–h) einführt, das als Klammer die drei grossen der späten Quartette verbindet. Schon das Hauptthema des Kopfsatzes nimmt es in seiner Mitte auf und auch im Finalthema erscheint es, wenn auch versteckt, wieder. Der 2. Satz, ein recht umfangreiches, mehrheitlich freundliches Scherzo, steht in A-dur; sein Trio kommt zuerst klanglich apart à la musette, später mit einem girlandenartigen, harmonisch ständig changierenden Motiv daher. Der langsame Satz bildet das Zentrum und die Hauptaussage des Werkes. Nicht nur die Länge, auch die religiös gefärbte Umschreibung der Satzbedeutung hebt diesen einmaligen Satz aus den andern hervor. Der «Dankgesang» ist trotz seiner «himmlischen Längen» im Grunde einfach gebaut: Er beginnt mit einer choralartigen Melodie in F-dur ohne ♭ (darum «in der lydischen Tonart») ruhig. Ihre Phrasen folgen einander jeweils halbtaktig im 4-stimmigen Satz. Dieser Choralteil wird von einem leichteren Andante in D-dur abgelöst, das mit «Neue Kraft fühlend» überschrieben ist und mit kurzen Notenwerten von Zweiunddreissigsteln ein rasches Tempo vortäuscht. Es nimmt im weiteren Verlauf geradezu tänzerische Züge an. Diese beiden Abschnitte werden wiederholt, wobei der Choral variiert wird, während das Andante weitgehend unverändert bleibt. Eine 3. Choralstrophe führt «mit innigster Empfindung» den Satz gleichsam in Rondoform zu Ende.

Der erstmalige Versuch, die Satzzahl über die gewohnten vier auszuweiten, mag im Vergleich mit dem sechssätzigen op. 130 und mit den sieben Sätzen von op. 131 noch unentschlossen wirken. Ein kurzer Geschwindmarsch (24 Takte in zwei jeweils zu wiederholenden Teilen) und die folgende rezitativartige Überleitung (22 Takte) wirken beinahe wie eine Art Einleitung zum Schlusssatz. Doch die Aufgabe, das Molto Adagio ins Zentrum des Werks zu rücken, erfüllt dieser Quasi-Satz sehr wohl. Das Finale mit einem zunächst expressiv sehnsüchtigen Thema ist eine Art Verbindung von Sonatensatz und Rondo. Der Satz sucht aber auch Grenzen, die mit Passagen in höchster Lage und mit einem Presto-Schluss in einen dem «Dankgesang» konträren Charakter umschlagen.

Ravels Vorbilder waren, neben Mozart und Schubert, natürlich französische Komponisten wie Debussy, dessen Quartett für ihn – wenn auch nur partiell – eine Anregung war, oder Fauré, dem er sein eigenes widmete («A mon cher maître Gabriel Fauré»). Die Musik der erwähnten französischen Komponisten wirkt mit ihrer Eleganz, Transparenz und Klanglichkeit. So steht auch bei Ravels Quartett nicht Bedeutungsschwere im Vordergrund, doch zeigt es bei aller Farbigkeit und rhythmischen Vielfalt eine aristokratische Disziplin und Zurückhaltung, ja Zartheit, und verbindet so das Bedeutende mit dem Leichten, das Vornehme mit dem Spielerischen. Heute werden die Quartette Debussys und Ravels gerne nahe zusammen gesehen, nicht zuletzt wegen ihrer häufigen Koppelung auf CDs. Dadurch überhört man oft Ravels Personalstil und seine eigenständige Klangsprache. Ravel selber empfand sein erstes bedeutendes Kammermusikwerk als Abschluss der Studienzeit. In seiner Selbstbiographie schrieb er 1928: «Mein Quartett in f entspricht dem Wunsch nach musikalischer Konstruktion, der zweifellos unzulänglich realisiert ist, aber viel klarer erscheint als in meinen vorhergegangenen Kompositionen.» Diese zurückhaltende Einschätzung überrascht bei einem von Ravels besten Werken.

Die Entstehung des Quartetts dauerte von Dezember 1902 (Sätze 1 und 2) bis April 1903 (Sätze 3 und 4). Dann musste Ravel fast ein Jahr auf die Uraufführung warten. Sie fand am 5. März 1904 in Paris statt und rief verschiedene, teilweise heftige Reaktionen hervor: Debussy war begeistert und schrieb an Ravel: «Au nom des dieux de la Musique et au mien, ne changez rien à votre Quatuor!» Der Widmungsträger Fauré fand einiges zu kritisieren, und die Klassizisten, die den Rom-Preis zu vergeben hatten, konnten nichts damit anfangen (was wohl der beste Beweis für die Qualität und Eigenständigkeit des Werks ist): Sie schlossen Ravel 1905 von der Teilnahme am Rompreis-Wettbewerb aus – angeblich, weil er zu alt war. Das hatte Konsequenzen: Direktor Dubois wurde entlassen, und Fauré sein Nachfolger.

Ravel hielt sich zwar in Einzelheiten an Debussy (so haben etwa beide Scherzi fast die gleichen Vortragsvorschriften), und doch ist ein eigenes Werk entstanden, besonders in der Ableitung der meisten Gedanken aus den Themen des 1. Satzes und in der Wiederaufnahme früherer Motive, vor allem im 3. und 4. Satz. Eigenständig ist auch die Klanglichkeit, etwa im 3. Satz, der mit seinen Tempo- und Tonartenwechseln rhapsodischen Charakter aufweist. Besondere Klänge werden durch spezielle Spielweise, nicht zuletzt in hohen Lagen, bewirkt. Im Finale, das auf einem chromatischen Fünftonmotiv beruht, lässt Ravel, Sohn einer Baskin, die baskische Tanzrhythmik des «Zortzico» anklingen (Abwechslung von Fünfer- und Dreiertakt), allerdings in variierter Form.

Ludwig van Beethoven 1770-1827

Streichquartett Nr. 15, a-moll, op. 132 (1825)
Assai sostenuto – Allegro
Allegro, ma non tanto
Heiliger Dankgesang eines Genesenen, in der lydischen Tonart: Molto adagio –
Neue Kraft fühlend: Andante –
Mit innigster Empfindung: Molto adagio
Alla Marcia, assai vivace – Più allegro – Allegro appassionato – Presto

Maurice Ravel 1875-1937

Streichquartett, F-dur (1902/03)
Allegro moderato, Très doux
Assez vif, Très rythmé – Lent – 1º Tempo
Très lent
Vif et agité