Konzerte Saison 2018-2019

  • 27.11.2018
  • 19:30
  • 93.Saison
  • Abo 5
Oekolampad Basel

Cuarteto Quiroga (Madrid)

Das Cuarteto Quiroga nennt sich nach dem im galizischen Pontevedra geborenen bedeutenden Geiger Manuel Quiroga (1892-1961), dessen Karriere, nachdem er 1937 in New York von einem Lastwagen angefahren worden war, wegen einer Behinderung und späteren Lähmung eines Armes beendet wurde. Er war danach als Komponist und Maler aktiv.

Das Quartett hat nach seiner Gründung 2004 bei Rainer Schmidt in Madrid und Walter Levin in Basel sowie bei Hatto Beyerle studiert. Es war Gewinner mehrerer bedeutender Quartettwettbewerbe (u. a. Bordeaux, Paolo Borciani, Genf) und ist in den wichtigsten Konzertsälen und bei den grossen Festivals in Europa und Amerika aufgetreten. Im Juni 2014 gestaltete es sechs Konzerte im Auditorio Nacional de Madrid mit dem op. 20 von Haydn, den sechs «Haydn-Quartetten» Mozarts und dem Gesamtwerk für Streichquartett von György Kurtág. Das Cuarteto Quiroga ist Quartet-in-Residence an der Fundación Museo Cerralbo in Madrid, seinem künstlerischen Sitz. Es arbeitet mit Musikern wie Valentin Erben, Javier Perianes, Vladimir Mendelssohn oder Jeremy Menuhin sowie mit Choreographen, Dramaturgen und Schauspielern zusammen. Bereits für seine erste CD «Statements» bei Cobra Records mit Werken von Haydn, Webern und Giovanni Sollima erhielt es 2012 einen Preis. Weitere Aufnahmen galten Frühwerken von Schönberg, Berg und Webern, den Brahms-Quartetten op. 51 sowie den Klavierquintetten von Turina und Granados mit Javier Perianes. 2012 rühmte die New York Times das Ensemble: «Exquisite: precise, perfectly balanced, interpretively fresh performances, couches in consistently warm hues.» Als Quartet-in-Residence im Zyklus «Wiener Klassik» gastierte es bisher dreimal in unseren Konzerten.

Klassik vom Ende des 18. Jahrhunderts

Der in Schwechat bei Wien geborene, mit Haydn entfernt verwandte Eybler erhielt seine Ausbildung bei Albrechtsberger und Haydn in Wien, wo er auch Karriere machte. Albrechtsberger bekundete ihm 1793 (Beethoven war erst kurz in Wien, und Haydn häufig in London), «dass er nach Mozart in der Musik jetzt das grösste Genie sey, welches Wien besitzt». Das D-dur-Quartett beginnt mit einer 13taktigen Adagio-Einleitung (alla breve) in zunächst fallenden, später aufsteigenden Staccato-Achteln und Ansätzen zu einer Melodiebildung in der 1. Violine. Sie endet auf einer Fermate in A-dur. Das Hauptthema des Allegro moderato im 6/8-Takt setzt mit einem fünftönigen chromatischen Motiv kanonartig ein. Es erscheint zu Beginn der Durchführung nochmals, nicht aber in der Reprise. Doch Eybler hat es nicht vergessen. Dafür erhält das zweite Thema drei «Auftritte». Reizvoll, auch klanglich, ist die Pianissimo-Schlussformel, die am Satzende besonders wirkungsvoll erscheint. Das Menuett erinnert entfernt an das zweite Thema des Kopfsatzes. Im Trio führt die 2. Geige, während die erste nur im zweiten Teil etwas Vogelgezwitscher beisteuert. Wie im Quartett op. 1/2 schreibt Eybler für das Adagio in G-dur con sordino vor und lässt seine sanglichen Fähigkeiten aufscheinen. Doch dank kurzen Notenwerten erhält der Satz gleichwohl Bewegung. Das Finale besteht aus fünf Variationen mit den gewohnten Themenumspielungen. Nur in der 3. Variation in d-moll fehlen sie. Jedes Instrument erhält eine Variation, um seine Virtuosität vorführen zu können (Abfolge: 2. Geige, 1. Geige; Bratsche, Cello). Nach der 5. Variation folgen eine elftaktige Überleitung, die in A-dur endet, und ein Schluss-Allegro im 6/8-Takt. Und da erklingt Bekanntes! Natürlich: in der 2. Geige, etwas versteckt unter der scheinbar führenden ersten, dann auch in der 1. Geige das chromatische Thema aus dem Kopfsatz! Zuletzt zwei chromatische Anläufe aufwärts, heftiges Fortissimo und drei Schlusstöne auf D.

Haydns C-dur-Quartett aus den für London geschriebenen Appónyi-Quartetten beginnt mit einer kurzen Einleitung in Form einer Kadenz: 2 Takte, 2 Forteakkorde und Generalpause mit Fermate. Das genügt, um Aufmerksamkeit zu wecken. Auch die Tonart C-dur ist etabliert. Das Cello legt am Beginn des Allegro die Basis mit einer vier Takte langen Folge von C’s. Darüber entwickelt die 1. Geige in diesen Takten das chromatische Hauptthema. Eine Tonleiter abwärts in Sechzehnteln leitet den zweiten Thementeil ein, bevor das Thema variiert wiederholt wird und man nach 16 Takten wieder auf C anlangt. Die Elemente des Themenbeginns, die Chromatik und die raschen Sechzehntelbewegungen sind Träger des ganzen Satzes. Nach einer frei gestalteten Reprise finden sich in der Coda die vier Instrumente zur kräftigen Unisono-Wiederholung des chromatischen Themas. Zuletzt führt das Cello in gebrochenen Dominantseptakkorden zum C-dur-Schluss. Es folgt ein graziöses Andantino von zarter Klanglichkeit und Finesse, das dem Kopfsatz einen anders gearteten Charakter entgegenstellt. Die Tonart G-dur und der 3/8-Takt tragen zu diesem Zug bei. Es ist ein harmonisch feiner Sonatensatz mit zwei gegensätzlichen Themen. Das kräftige Menuett weist einen umfangreichen zweiten Teil auf. Das zurückhaltendere, meist piano zu spielende Trio steht in A-dur und hat eine Pianissimo-Coda, welche mit dem Solo-E der 1. Geige endet. Ein Sonatensatzrondo im 2/4-Takt bildet das grossartige Finale, in dem Haydn ein Feuerwerk seiner Originalität zündet und dabei sowohl Gelehrtes als auch Volkstümliches verbindet. Kein Wunder, dass man in diesem Quartett den Zug ins Grosse spürt.

Mit Beethovens Quartetten des Opus 18 endet die Streichquartettkomposition des 18. Jahrhunderts. Sie beziehen sich noch auf die Haydns und Mozarts. Und doch spürt man, dass hier ein Komponist, der sich erstmals der Gattung zuwendet, neue Wege sucht. Für sein A-dur-Quartett hat sich Beethoven dasjenige aus Mozarts «Haydn-Quartetten» (KV 464), das er besonders schätzte, zum Vorbild genommen. Zu Czerny hat er darüber einmal gesagt: «Das ist ein Werk!» Neben der Tonart sind auch die Satzfolge, die Satzgattungen und -bezeichnungen gleich. Beide Male steht das Menuett an zweiter Stelle. Der dritte Satz ist jeweils ein Variationensatz in D-dur, bei Beethoven jedoch mit nur fünf Variationen gegenüber sechs bei Mozart. Man darf dieses Quartett als Hommage an Mozart verstehen. Der Kopfsatz steht im leichten 6/8-Takt. Sein Hauptthema ist zunächst von einer Art Einleitung mit einem Forte-Akkord sowie aus drei jeweils von drei Achteln geformten Motiven gebildet. Das Seitenthema in e-moll beginnt in Takt 25 und weist gut vernehmliche kleine Sekundschritte (meist aufwärts, Achtel zu Viertel) auf, dazu einen einfachen, unverkennbaren Rhythmus. Die Durchführung arbeitet ebenfalls mit diesen Elementen. Das Menuett beginnt als Duett der beiden Geigen; sie werden nach zwölf Takten in der Wiederholung von Bratsche und Cello abgelöst. Der zweite Menuett-Teil ist auffallend lang (56 Takte). Das Trio hält sich an die bewährte Achttakteregel mit acht bzw. 16 Takten. Sein ländlerhaft klingendes Thema spielen 2. Geige und Bratsche im Duett; daneben erklingt eine rhythmisch gleichförmige Begleitung durch die anderen Instrumente, deren Reiz in der Gemeinsamkeit der Sforzati auf dem unbetonten dritten Taktteil liegt.

Im längsten Satz des Quartetts gibt das ruhige Andante-Thema Anlass zu fünf regelgemäss gebauten Variationen: je zwei achttaktige Abschnitte mit Wiederholungen. In Variation 1 variiert und umspielt das Cello das Thema, die andern Instrumente folgen kanonartig. Variation 2 gibt der 1. Violine die Bewegung in Sechzehnteltriolen, die Beteiligung der übrigen Stimmen ist bescheiden. Bei Nr. 3 liegen die bewegten Stimmen in den beiden Geigen, während die tiefen Stimmen auf Teilmotive des Themas anspielen. Die schlichte 4. Variation bleibt sempre pp sowohl in der Melodie als auch in den ruhigen übrigen Stimmen am nächsten am Thema. Nr. 5 überlässt die Melodieumspielung weitgehend unisono der 2. Geige und Bratsche, während das Cello mit Staccato-Sechzehnteln grundiert. Die ausgedehnte Coda von über 40 Takten mündet in ein Poco adagio, in dem die Primgeige den Anfang des Themas pianissimo original zitiert. Weiterhin pp führen alle Instrumente diesen kurzen Teil zum D-dur-Schlussakkord. Das Finale, ein kontrapunktisch gearbeiteter Sonatensatz im 4/4-Takt, beginnt erneut wie ein Kanon nacheinander in allen Stimmen mit einem Dreiachtelmotiv nach Achtelpause. Zu diesem heiter bewegten Teil kontrastiert das choralartige Seitenthema. Die Durchführung arbeitet mit beiden Themen. Die Reprise verläuft regelgemäss. Die Coda beginnt wieder mit dem Dreiachtelmotiv, dann folgt nochmals eine Variante des Choralthemas. Zum Schluss ein kurzes Crescendo zum Forte, das zweifache Dreiachtelmotiv im Cello und der A-dur-Schlussakkord im Piano.

Joseph Eybler 1765-1846

Streichquartett D-dur, op. 1/1 (1787)
Adagio non molto – Allegro moderato
Menuetto. Allegretto – Trio
Adagio cantabile
Tema con variazioni. Moderato – Allegro

Joseph Haydn 1732-1809

Streichquartett Nr. 72, C-dur, op. 74, Nr. 1, Hob. III:72 (1793)
Allegro (moderato)
Andantino (grazioso)
Menuetto: Allegro – Trio
Finale: Vivace

Ludwig van Beethoven 1770-1827

Streichquartett Nr. 5, A-dur, op. 18, Nr. 5 (1798/99)
Allegro
Menuetto
Andante cantabile
Allegro