Der einer Musikerfamilie in Le Mans entstammende Jean Françaix studierte bei Nadia Boulanger in Paris. Als Komponist hat er beinahe alle Gattungen bedient, auch Oratorium, Oper und Filmmusik. Am ehesten kennt man ihn als einfallsreich-witzigen Komponisten von Kammermusik, insbesondere für Bläser, oder für einige seiner Konzerte. Die heiter-witzige Komponente findet sich auch im Streichtrio, das er 1933 für das renommierte, aus den Brüdern Jean, Pierre und Etienne bestehende Trio Pasquier schrieb. Es ist dreimal, 1931, 1934 und 1951 in unseren Konzerten aufgetreten, ohne dabei das Françaix-Trio zu spielen. Der erste Satz wird von einem ausgelassenen Bewegungsdrang beherrscht, der für Françaix typisch ist. Auch das folgende Scherzo gibt sich munter-witzig, ist aber harmonisch subtiler. Eine seiner Wirkungen beruht auf virtuos gehandhabten Pizzicati im Mittelteil. Fein, durchsichtig und sanglich ruhig in sanfter Bewegung ist das Andante, das von allen Instrumenten con sordino gespielt wird. Das Rondo kehrt zum rhythmisch-tänzerischen Charakter des Kopfsatzes zurück und bildet mit diesem den Kontrast zu den beiden Mittelsätzen.
Ein Jahr nach dem Trio von Françaix entstand Martinůs 2. Streichtrio. Auch dieses Werk ist dem Trio Pasquier gewidmet. Bereits zehn Jahre zuvor hatte Martinů ein erstes Streichtrio geschrieben, das lange als verschollen galt. Inzwischen wurde es wieder aufgefunden und kam 2012 in unseren Konzerten zur Aufführung. 1923 war der Komponist nach Paris gegangen, um bei Albert Roussel zu studieren. Beide Trios sind also in Paris entstanden. Stand das erste am Beginn dieser neuen Schaffensphase Martinůs, so gehört das zweite seiner mittleren an. Nur wenig später, 1936/37, wird ein Hauptwerk dieser Pariser Phase folgen, die Oper «Juliette», die soeben im Opernhaus Zürich zu sehen war. Auffällig an diesem Trio ist, gerade im Vergleich mit Françaix, der freie Umgang mit der Form. Dieser wird sich in der Spätphase seines Schaffens in einer Art «Fantasie-Stil» noch verstärken. Das Trio könnte ebenfalls als Fantasie bezeichnet sein. Von den zwei Sätzen des Werks wirkt das Allegro zunächst als konventioneller Kopfsatz. Einem zunächst motorisch-rasch bewegten Anfangsteil folgt aber als Kontrast ein langsamerer und sanglicher Mittelteil. Der rasche Teil kehrt verkürzt zurück. Der 2. Satz fasst gleichsam die drei weiteren «regulären» Sätze in Kurzform zusammen: Einem Rezitativ in Form einer Kadenz folgt ein kurzes, scherzoartiges Vivo. Ihm schliesst sich direkt ein wiederum typisch motorisches Allegro als etwas längeres Finale an. So endet dieses Werk konzertant-virtuos. Es zeigt sich in seinem Wechsel von differenzierten Spieltechniken und ausdrucksvollen Passagen reich strukturiert und phantasievoll.
Dreimal hat sich Schubert mit der Gattung Streichtrio befasst und dafür jedes Mal die Tonart B-dur gewählt. Ein erstes Mal geschah dies im September 1814. Vom verschollenen Werk sind elf Takte des Beginns überliefert (D 111 A). Vermutlich existierte nur der Kopfsatz, der in den ersten Satz des Streichquartetts D 112 umgearbeitet wurde. Auch der zweite Anlauf (D 471) genau zwei Jahre später und nach dem E-dur-Streichquartett D 373 blieb unvollständig. Neben dem Kopfsatz liegen 39 Takte eines wohl wegen formaler Schwierigkeiten aufgegebenen Andante sostenuto vor. Erst der dritte Versuch im folgenden Jahr, wieder im September, führte zu einem kompletten viersätzigen Trio (D 581), von dem allerdings zwei Fassungen vorliegen. Es scheint, dass dieses doch ausgearbeitete Werk zu Schuberts Lebzeiten nie gespielt worden ist. Später ist Schubert nicht mehr zur Gattung zurückgekehrt. Man hat die offensichtlichen Unsicherheiten so gedeutet, dass die Trios nur Vorstudien gewesen seien, zumal ab 1816 bis Ende 1820 keine Streichquartettkompositionen vorliegen. Erst im Dezember 1820 versuchte sich Schubert wieder an einem Quartett; auch das wurde abgebrochen. Es handelt sich um den bekannten c-moll-Quartettsatz D 703 und 41 Takte eines Andante. Der Triosatz D 471 zeigt die Auseinandersetzung mit der Tradition, etwa in der eher konventionellen Form. In seiner Anmut erinnert er an Mozart, was man vielleicht als eine Art Hommage erklären darf. Die Durchführung verzichtet auf die Zerlegung und Verarbeitung der Themen. Immerhin weisen Melodieführung, feinsinnige Modulationen und Satztechnik auch auf Späteres voraus. So bleibt der Satz ein liebenswertes Fragment in der nicht allzu reichhaltigen Streich¬trioliteratur.
Beethovens fünf Streichtrios sind vor den Streichquartetten entstanden und gelten als Frühwerke. Man darf sie aber kaum vereinfachend nur als Vorstufe und Vorstudien zu den Quartetten erklären. Denn sie dokumentieren, angefangen mit dem rasch, besonders in England, erfolgreichen Trio op. 3 nach 1790 Beethovens Weg zu einer «neuen Musik». Während das fünfsätzige op. 3 und die Serenade op. 8 mit ihren typischen sechs Sätzen noch dem leichteren Genre zuzurechnen sind, so stehen die drei Trios des op. 9, die zwischen 1796 und 1798 entstanden sein dürften, für eine Neuorientierung. Wie bei den Klaviertrios des Opus 1 stellt Beethoven das bedeutendste Stück, beide in c-moll, ans Ende der Trias. Fortschrittlich wie das c-moll-Klaviertrio, das Haydn so irritiert hat, ist auch das Streichtrio ungewöhnlich und kann durchaus mit den Quartetten op.18 auf eine Stufe gestellt werden. Es ist das subjektivste und leidenschaftlichste der Werkgruppe. Im Unisono der drei Instrumente eröffnet ein auf viel Späteres (Streichquartette opp. 130, 131, 132) vorausweisendes absteigendes Viertonmotiv c – h – as – g crescendo das ausgedehnte Hauptthema des Kopfsatzes, eines düster-dramatischen Allegro con spirito. Im Adagio fesselt neben der schönen Melodik die reiche Fülle der harmonischen Wechsel, während das Scherzo durch seine ungestüme, teilweise synkopierte Rhythmik vorwärts drängt; das leise Trio steht zwar in C-dur, wirkt aber keineswegs hell oder heiter. Das stürmische, Rondo und Sonatensatz verbindende Finale steigert sich, im Piano beginnend, zu immer neuen Spannungen, schliesst dann aber nach einer ff-Passage wie das c-moll-Klaviertrio des op. 1 überraschend in C-dur und im Pianissimo.