Bartóks knappstes, konzentriertestes Quartett war zur Zeit seiner Entstehung das kühnste seiner Werke und durfte als repräsentativ für moderne Musik gelten, selbst im Vergleich mit den Werken des Schönberg-Kreises. Adorno hielt es damals für "fraglos die beste von des Ungarn bisherigen Arbeiten" und bewunderte die "Formkraft des Stückes, die stählerne Konzentration, die ganz originale, aufs genaueste Bartóks aktueller Lage angemessene Tektonik". Die vierteilige Abfolge Langsam – Schnell – Langsam – Schnell wird in ein zweiteiliges Satzschema eingebaut. Die Prima parte arbeitet mit kleinen Motiven (eines besteht aus einer aufsteigenden Quarte und einer fallenden Terz). Die folgende Seconda parte ist trotz dem 2/4-Takt eigentlich ein Scherzo. Schon in seinen beiden ersten Quartetten hatte Bartók scherzohaften Sätzen eine wichtige Rolle zugedacht. In diesem Scherzo des 3. Quartetts nimmt er gewisse Elemente von früher wieder auf: Die Sonatenform wie im 1. und den 2/4-Takt wie im 2. Quartett. Allerdings ist dieses neue Scherzo schärfer und knapper und zudem überlagert Bartók hier Zweier- und Dreierrhythmen, was die Spannung, welche diesen Satz bestimmt, noch vergrössert. Die Recapitulazione bildet verkürzt die Reprise des 1. Satzes, die Coda nimmt, ebenfalls reprisenhaft, Material der Seconda parte wieder auf. Dies ergibt eine grosse Geschlossenheit, auch wenn man im Einzelnen die Wiederaufnahmen im formalen Bereich beim Hören kaum nachvollziehen kann. Dazu kommt, dass die Motive auf zwei oder drei beschränkt sind; aus ihnen wird das gesamte Material des ganzen Werkes abgeleitet. Neu sind vor allem die Loslösung von romantischen und vordergründig folkloristischen Anklängen, auch wenn einzelne Aspekte der Volksmusik wie Harmonik oder Rhythmik sehr wohl vorhanden sind. Besonders die in ihren harmonischen Schärfen und in der kontrapunktischen Kompromisslosigkeit noch nie gehörten, dem Streicherklang bisher fremden Farben machen einen entscheidenden Teil des Neuen an diesem Epochenwerk aus. Adorno sagte dazu (Musikblätter des Anbruchs Jg. 11, H. 9/10): „Die Produktivität der Farbe hat Bartók im dritten Quartett recht eigentlich für sich entdeckt. Sie garantiert dies Meisterstück nicht bloss, sondern eröffnet die Perspektive dessen, was folgt.“
Ligeti, wie Bartók (und Kurtág, mit dem er in Budapest die Lehrer Sándor Veress und Ferenc Farkas gemeinsam hatte) in heute zu Rumänien gehörenden Landesteilen geboren, hat sein erstes Streichquartett über mehr als zehn Jahre zurückgezogen und erst 1970, nach der Entstehung des 2. Quartetts von 1968, wieder akzeptiert. Dabei hatte es sich um das wichtigste Werk seiner ungarischen Schaffensphase gehandelt. Mit dem Bezug auf Bartók (vor allem auf dessen 4. Quartett) und auf Alban Berg (Lyrische Suite) war an eine Aufführung im damaligen Ungarn nicht zu denken gewesen. Erst nachdem Ligeti 1956 Ungarn verlassen hatte, kam es 1958 in Wien zur Uraufführung. (In Wien ist Ligeti vor fünf Jahren auch gestorben und begraben.) Das einsätzige, in zwölf kurze Unterabschnitte gegliederte Werk – manchmal wirken die Wechsel wie Filmschnitte – erwächst aus einer Keimzelle von vier Tönen, zwei aufsteigenden Sekundschritten (c – d / cis – dis), die ihrerseits durch eine kleine Sekunde getrennt sind. So begegnen sich in dieser typischen Formel Bartóks diatonische und chromatische Tonschritte. Das Motiv taucht mehrfach auf und wird für das gesamte Stück durch dauernde Veränderung und Umformung (métamorphoses!) zur Grundlage von „Variationen“, die jedoch nichts mit der gängigen Variationenform zu tun haben. Verschiedene Charaktere, sogar ein Tempo di Valse, folgen ohne Unterbruch. Rasche Bewegung bis hin zu Motorik wird viermal von langsamen Teilen aufgehalten. Die Klangsprache wirkt oft orchestral: Cluster und Glissandi und andere Mittel à la Bartók oder Berg prägen das Klangbild. Ligeti äusserte sich in einem Programmtext zum 1. Quartett, man solle „nicht den Ligeti-Stil erwarten; mein eigentlicher Stil begann ... um 1958, und das Quartett aus den Jahren 1953-54 ist im Stil noch Vor-Ligeti. Bestimmt erscheinen schon einige Merkmale meiner späteren Musik, doch die ganze Faktur ist anders, ‚altmodisch’, es gibt noch deutliche melodische, rhythmische und harmonische Gebilde und Taktmetrik. Es handelt sich nicht um tonale Musik, doch eine radikale Atonalität ist auch nicht vorhanden. Das Stück gehört noch stark zur Bartók-Tradition.“