Concerts Season 2007-2008

  • 22.1.2008
  • 20:15
  • 82.Season
  • Zyklus B
Stadtcasino, Hans Huber-Saal

Bennewitz Quartett (Prag)

The Bennewitz Quartet is one of the top international chamber ensembles, a status confirmed not only by their victories in two prestigious competitions – Osaka in 2005 and Prémio Paolo Borciani, Italy in 2008, but also by the acclaim of the critics. As early as 2006, the German Frankfurter Allgemeine Zeitung wrote: "... the music was remarkable not just for its clarity of structure, but for the beautiful tonal palette and purity of intonation in its execution. Only very rarely does one experience such skillfully crafted and powerful harmonies... Great art." The ensemble has received various awards on the Czech music scene as well. In 2004 the quartet was awarded The Prize of the Czech Chamber Music Society and in 2019 the four musicians won the Classic Prague Award for the Best Chamber Music Performance of the year.

The quartet currently performs at major venues both in the Czech Republic and abroad (Wigmore Hall London, Musikverein Wien, Konzerthaus Berlin, Théâtre des Champs-Elysées Paris, The Frick Collection New York, Seoul Art Center, Rudolfinum and others), and is regularly invited to festivals such as the Salzburger Festspiele, Luzerne Festival, Rheingau Musik Festival, Kammermusikfest Lockenhaus, and the Prague Spring. The group has had the privilege of working with the outstanding artists: Jean-Yves Thibaudet, Alexander Melnikov, Vadim Gluzman, Isabel Charisius, Pietro de Maria, Reto Bieri, Danjulo Ishizaka and others.

The members of the quartet put a lot of stress on the inspiring and sometimes challenging choice of their concert repertoire. In 2012 and 2015, the ensemble performed in a sole evening the complete of Bartók’s six string quartets in Maggio Musicale Fiorentino and in Swedish Upsala. In 2014, the four presented a premiere of The Songs of Immigrants by Slavomír Hořínka in Konzerthaus Berlin. In 2019 the quartet added a new CD in its discography featuring the music of the persecuted Jewish composers H. Krása, V. Ullmann, E. Schulhoff and P. Haas on the Supraphon label.

Since 1998 the quartet bears the name of the violinist and director of a music conservatory in Prague, Antonín Bennewitz (1833-1926) who contributed greatly to the establishment of the Czech violin school. The most significant musicians who count among his disciples are Otakar Ševčík and František Ondříček and above all Karel Hoffman, Josef Suk and Oskar Nedbal who, under Bennewitz’s influence, formed the famous Bohemian Quartet.

Commentary available in German ▼
Mehrfach hat sich Mozart mit barocker Musik in der Weise auseinandergesetzt, dass er sie für das «moderne» Ohr bearbeitete oder einrichtete. Am bekanntesten dürfte die Neuinstrumentierung von Händels Messias sein. Auch Bach kam zum Zuge. Den Anlass schildert Mozart am 10. April 1782 in einem Brief an seinen Vater: Ich gehe alle Sonntage um 12 uhr zum Baron van suiten und da wird nichts gespiellt als Händl und Bach. - ich mach mir eben eine Collection von den bachischen Fugen. Für eine dieser Matineen bei van Swieten hat er fünf Fugen aus dem 2. Teil des Wohltemperierten Klaviers bearbeitet. Was Mozart mit Bach machte, war letztlich barocke Praxis. Die Übertragung auf andere Instrumente als die ursprünglich vorgesehenen hat Bach etwa bei der Bearbeitung von Konzerten Vivaldis praktiziert. Ähnliches ist heute wieder beliebt, zum Beispiel bei der Einrichtung vokaler Werke des Spätmittelalters und der Renaissance für Streichquartett, wie sie in letzter Zeit in unseren Konzerten zu erleben war. Bei Mozart hat diese Beschäftigung eine Art Fugen-Boom ausgelöst. Am 20. April 1782 schrieb er in einem Brief an Nannerl zur Entstehung einer eigenen Fuge (KV 394): als die Konstanze die fugen hörte, ward sie ganz verliebt darein (...) und gab mit bitten nicht nach, bis ich ihr eine fuge aufsezte, und so ward sie. Die wenigsten dieser Fugen sind bekannt geworden, wohl weil – wie Alfred Einstein feststellt – die Themen zu bachisch oder händelisch und nicht mozartisch sind. Höhepunkt in der Beschäftigung mit Fugenkompositionen wird für Mozart im Sommer 1782 die Fragment gebliebene C-moll-Messe werden.

1932, zwanzig Jahre nach der Entstehung, sagte Webern über seine Sechs Bagatellen: „Ungefähr 1911 habe ich die ‚Bagatellen für Streichquartett’ (op. 9) geschrieben, lauter kurze Stücke, die zwei Minuten dauern; vielleicht das Kürzeste, das es in der Musik bisher gegeben hat. Ich habe dabei das Gefühl gehabt: Wenn die zwölf Töne abgelaufen sind, ist das Stück zu Ende. Viel später bin ich daraufgekommen, dass das alles im Zuge der notwendigen Entwicklung war. Ich habe in meinem Skizzenbuch die chromatische Skala aufgeschrieben und in ihr einzelne Töne abgestrichen. - Warum? - Weil ich mich überzeugt hatte: der Ton war schon da. - [...] Mit einem Wort: es bildete sich eine Gesetzmässigkeit heraus: Bevor nicht alle zwölf Töne drangekommen sind, darf keiner von ihnen wiederkommen. Das Wichtigste ist, dass das Stück - der Gedanke - das Thema durch die einmalige Abwicklung der zwölf Töne einen Einschnitt bekommen hat.“ Es muss aber gleich gesagt sein, dass es bis zu Schönbergs Veröffentlichung der Zwölftontheorie (1923) noch zwölf Jahre dauern sollte und dass Webern offensichtlich in diesem Rückblick seinen eigenen Anteil daran nachweisen wollte!

Unzählige Briefe (man vermutet zwischen 600 und 2000) hat Janáček zwischen 1917 und 1928 an seine „ferne Geliebte“ Kamila Stösslová, die 38 Jahre jünger war als er, geschrieben. Sie war für ihn Befreierin und Anregerin für sein grandioses Spätwerk, an dessen Ende das 2. Streichquartett steht (es wurde vier Wochen nach seinem Tod am 11. September 1928 uraufgeführt). Eben dieses Quartett ist gewiss der schönste dieser Briefe. Es thematisiert – wie schon das erste („Kreutzersonate“) – die Liebe. Im Februar 1928 schrieb Janáček an Kamila: „Jetzt habe ich begonnen, etwas Schönes zu schreiben. Unser Leben wird darin enthalten sein. Es soll «Liebesbriefe» heissen. Ich glaube, es wird reizend klingen. Wir hatten ja genug Erlebnisse!“ Doch bald darauf ändert er den Titel in Intime Briefe, da man seine „Gefühle nicht Dummköpfen preisgibt“, und ersetzt gleichzeitig die vorgesehene Viola d’amour durch die gewöhnliche Bratsche. Was äusserlich an den ständig wechselnden Tempobezeichnungen ablesbar ist, gilt generell für Janáčeks Kompositionsstil. Er entwickelt nicht Themen oder gar Melodien verarbeitend zu einem klassisch-romantischen Satzgebilde, sondern reiht in oft hartem Schnitt Motive oder aus solchen gebildete Phrasen aneinander. Diese sind von tiefem emotionalem Gehalt erfüllt; sobald er ausgeschöpft ist, wird ein Wechsel vollzogen. Dies führt zu starken Kontrasten, wie es gleich zu Beginn des Quartetts zu erleben ist: Aus dem Kern der beiden Phrasen ist letztlich der ganze Satz gereiht. Der Brünner Musikschriftsteller Ludvik Kundera schildert Janáčeks Arbeitsweise folgendermassen: „Janáček hämmerte so laut, als es überhaupt möglich war, (...) mit den Fingern immer wieder ein und dasselbe Motiv von ein paar Tönen aus dem Klavier hervor. (...) Er wiederholte das Motiv mehrere Male rundum, entweder in unveränderter Gestalt oder zuweilen mit einer kleinen Abänderung. Aus der Verve, mit der er spielte, war herauszufühlen, wie stark er von dem Gefühlsgehalt des Motivs erregt und hingerissen wurde. (...) Bei diesem Beginnen komponierte er nicht – er wollte sich nur durch das ständige Wiederholen eines kleinen Motivs in eine bestimmte Stimmung versetzen, um dann ohne Klavier das zum überwiegenden Teil aus diesem Motiv aufgebaute Tonwerk in fieberhafter Hast unmittelbar aufs Papier zu werfen.“

In Beethovens op. 132 bildet der langsame Satz Zentrum und Hauptaussage des Werks. Nicht nur die Länge, auch die religiös motivierte Umschreibung der Bedeutung hebt ihn hervor. Mag die erstmalige Ausweitung der Satzzahl von vier auf fünf im Vergleich mit op. 130 und 131 (op. 132 ist im Jahr vor diesen beiden Quartetten entstanden) noch unentschlossen wirken, die Aufgabe, das Molto Adagio ins Zentrum zu rücken, wird durch den folgenden kurzen Geschwindmarsch durchaus erreicht. Der Dankgesang ist trotz seinen "himmlischen Längen" einfach gebaut: Er beginnt mit einer choralartigen Melodie. Ihre Phrasen folgen einander jeweils halbtaktig in 4stimmigem Satz. Der Choralteil wird von einem leichteren Andante in D-dur abgelöst, das mit "Neue Kraft fühlend" überschrieben ist. Es nimmt im weiteren Verlauf tänzerisch-heitere Züge an. Die beiden Teile werden wiederholt - der Choral wird variiert, das Andante bleibt weitgehend unverändert. Eine 3. Choralstrophe führt "mit innigster Empfindung" den Satz zu Ende, der so eine Art Rondoform erhalten hat. Der erste Satz beginnt mit einer Einleitung, welche ausgehend vom Cello jenes Viertonmotiv in je einem auf- und absteigenden Halbtonschritt (gis - a / f - e) einführt, das als Klammer die drei grossen der späten Beethovenquartette verbindet. Schon das Hauptthema des Kopfsatzes stellt es ins Zentrum und im Finalthema taucht es versteckt wieder auf.

rs

Johann Sebastian Bach 1685-1750

Fünf vierstimmige Fugen aus J. S. Bachs Wohltemperiertem Klavier II. Teil, eingerichtet für zwei Violinen, Viola und Bass von W. A. Mozart, KV 405 (1782)
Fuge Nr. 2, c-moll
Fuge Nr. 7, Es-dur
Fuge Nr. 9, E-dur
Fuge Nr. 8, d-moll (von dis-moll transponiert)
Fuge Nr. 5, D-dur

Anton Webern 1883-1945

Sechs Bagatellen für Streichquartett, op. 9 (1911/13)
Mässig
Leicht bewegt
Ziemlich fliessend
Sehr langsam
Äusserst langsam
Fliessend

Leoš Janácek 1854-1928

Streichquartett Nr. 2 «Intime Briefe» (1928)
Andante – Allegro
Adagio
Moderato
Allegro

Ludwig van Beethoven 1770-1827

Streichquartett Nr. 15, a-moll, op. 132 (1825)
Assai sostenuto – Allegro
Allegro, ma non tanto
Heiliger Dankgesang eines Genesenen, in der lydischen Tonart: Molto adagio –
Neue Kraft fühlend: Andante –
Mit innigster Empfindung: Molto adagio
Alla Marcia, assai vivace – Più allegro – Allegro appassionato – Presto