Thierry Escaich, 1965 in Nogent-sur-Marne geboren, ist Organist (seit 1997 Titularorganist an der Cavaillé-Coll-Orgel von St-Etienne-du-Mont in Paris in der Nachfolge von Maurice Duruflé), seit 1992 Professor am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris, wo er 1983–1990 studiert hatte, und erfolgreicher Komponist. Grosse Bedeutung misst er seit Beginn der Improvisation bei, die er bei seinen Orgelkonzerten in ganz Europa pflegt. Er hat bisher rund 40 Kompositionen vorgelegt, die auch im Ausland Verbreitung finden. Seit 1989 ist er mehrfacher Preisträger verschiedener Institutionen. Zuletzt erhielt er die Victoire de la Musique 2004, 2002 hatte er den Grand prix Lycéen des Compositeurs gewonnen. Dieser Preis hatte einen Kompositionsauftrag zur Folge, eben die «Lettres mêlées» für Klaviertrio. Das 17-minütige Werk wurde am 27. März 2003 vom Trio Wanderer, dem es gewidmet ist, in Paris uraufgeführt. Escaich sieht seine Wurzeln u.a. bei Brahms und Franck – und auch das Trio zeigt Wurzeln: Es beruht auf den Namen Bach, Brahms und Bartók.
Ernest Chausson, der vielseitig begabte Sohn einer Unternehmerfamilie, hatte auf Geheiss seines Vaters zuerst die Rechte studiert und war 1877 Rechtsanwalt geworden. Später konnte er sich dank finanzieller Unabhängigkeit der Musik zuwenden und studierte bei Massenet und Franck. Im Alter von nur 44 Jahren prallte er mit dem Fahrrad gegen eine Mauer und erlitt einen Schädelbruch. So starb noch im 19. Jahrhundert ein Komponist, der die Verbindung zwischen spätromantischer Tradition, speziell der Wagners, und dem modernen französischen Stil des sogenannten musikalischen Impressionismus bildet, un trait d’union (non négligeable) entre Franck et Debussy. Mit Debussy war Chausson denn auch lange Jahre befreundet. Chausson hatte sich 1880 um den Rom-Preis beworben und war – natürlich, ist man versucht zu sagen – gescheitert. Dies verärgerte ihn so sehr, dass er das Conservatoire verliess. Sein erstes Werk danach war das Klaviertrio. Zur dieser Zeit stand Chausson stark unter dem Eindruck von César Franck. So ist der Rückgriff auf Francks Klanglichkeit und zyklische Konzeption nicht verwunderlich; konkretes Vorbild dürfte Francks Klavierquintett von 1878/79 gewesen sein. Chausson war aber bereits damals eigenständig genug, um ein Werk zu schaffen, das als eines der elegantesten und schönsten Klaviertrios der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelten darf.
rs