Als meist aufgeführtes Quartett (fünfte Aufführung) auch in unseren Konzerten gehört das dritte zu den bekanntesten Schostakowitschs. Er schrieb es als einzig vollendetes Werk des Jahres 1946 in einer wenig ergiebigen Phase seines Schaffens. Nach den dramatischen und unruhigen Kriegsjahren, die der Komponist so heroisch wie eindrücklich in der 7. und 8. Sinfonie dargestellt hat, verwundert uns dies heute weniger als die Zeitgenossen, die 1945 eine Siegessinfonie erwartet hatten – und heraus kam die so ganz unheroische 9. Sinfonie. Schostakowitsch sah auch keinen Anlass für ein heroisches Quartett. Er musste sich aus verschiedenen Gründen musikalisch neu orientieren. So ist das 3. Quartett kein leichtgewichtiges Werk. Zwar weist es scheinbar einfache Melodien auf, aber der Schein trügt: Sie durchlaufen alle zwölf Töne, und chromatische Themen stehen neben schreiender Bitonalität. Das Adagio in Passacaglia-Form, welches ins Finale überleitet, ist als Threnodie bezeichnet. Und Heiterkeit, wie sie der Kopfsatz und das scherzohafte Rondino auszustrahlen scheinen, schlägt plötzlich – echte Kriegsreminiszenz oder «nur» Parodie? – um in das Pseudozitat eines preussischen Militärmarsches (das eigentliche Scherzo). Die Groteske, ein Lieblingsstilmittel Schostakowitschs, zeigt die Doppelbödigkeit an. Haydns «Joke»-Heiterkeit ist weit entfernt.
Schumanns Quartette stammen (frühere Pläne 1838 und 1839) aus dem Kammermusikjahr 1842. Im März hatte Schumann der auf Konzertreise befindlichen Clara geklagt, dass er fast nur Kontrapunkt und Fugen studiere. Nach ihrer Rückkehr änderte sich dies rasch: Innerhalb von knapp zwei Monaten entstehen die drei Quartette op. 41, das erste vom 2. bis 8. Juni (kurz danach überarbeitet). Schumann setzt sich kaum mit dem Vorbild Beethoven, sondern mit den Quartetten des Widmungsträgers Mendelssohn auseinander. Im Kopfsatz steht nur die Einleitung in a-moll, das Allegro dagegen in F-dur. Das Scherzo, dessen nicht speziell bezeichnetes, dem Scherzo ähnliches Trio die Paralleltonart C-dur aufweist, und das Finale nehmen a-moll wieder auf, für das Adagio wurde F-dur gewählt. In ihm mag man im kantablen Thema Anklänge an den langsamen Satz der 9. Sinfonie Beethovens heraushören. Das heitere Finale lässt an Haydn denken, doch tragen hier die erwähnten Kontrapunktstudien Früchte. Wer will, kann am Ende der Durchführung eine Anspielung auf das Motto von Beethovens op. 130 bis 132 erkennen. Der Widmungsträger kommt zum Zuge, wenn vor Beginn der Coda Schottisches anklingt, war doch dessen «Schottische Sinfonie» kurz zuvor in Leipzig uraufgeführt worden.
rs