Und Heiterkeit bei Brahms? Als heiterer Komponist gilt der Hamburger – trotz einzelnen der Ungarischen Tänze oder Lieder (und schon gar nicht wegen der Akademischen Festouvertüre) – gewiss nicht. Dass allerdings das B-dur-Quartett das heiterste unter den drei Quartetten ist, dürfte unbestritten sein. Es entstand im Sommerurlaub 1875 im hübsch gelegenen Ziegelhausen am Neckar östlich von Heidelberg, wo Brahms auch an der 1. Sinfonie arbeitete. Im Mai 1876 spielte das Joachim-Quartett das Werk im privaten Rahmen im Hause Clara Schumanns in Berlin, im Herbst öffentlich ebenfalls in Berlin; kurz danach folgte das Hellmesberger-Quartett in Wien.
Schuberts a-moll-Quartett sei, so Schuberts Freund, der Maler Moritz von Schwind, «im ganzen sehr weich, aber von der Art, dass einem Melodie bleibt wie von Liedern, ganz Empfindung». Also nicht Heiterkeit im Sinne des Scherzes. In diesem ersten vollgültigen Quartett nach dem Entwicklungsschub im Instrumentalen der Jahre 1822–24 klingen tatsächlich Lieder an: Im 1. Satz, der ganz «weich» zwischen der Unruhe der Begleitfiguren und der Ruhe der Kantilene schwankt, das zehn Jahre ältere Gretchen-Lied «Meine Ruh ist hin» (D 118). Zu Beginn des gar nicht tanzhaften Menuetts erklingt im Cello ein Motiv aus dem Schiller-Lied «Die Götter Griechenlands» (D 677, 1819), das A-dur-Trio zitiert daraus die Melodie zum Text «Kehre wieder, holdes Blütenalter der Natur». Im Andante verwendet Schubert 16 Takte lang – im Gegensatz zum zeitgleich geplanten d-moll-Schwesterwerk – kein Lied, sondern ein Thema aus dem 2. Entre-Act der Schauspielmusik zu «Rosamunde». Es dient im Schauspiel dem nachdenklichen Zurückblicken – und so empfinden wir alle Zitate und Anklänge im ganzen Quartett. Auch die alla zingarese-Anklänge im Finale könnten diese Funktion haben. Es zeigt sich hier nicht, wie man glaubte, Schuberts Unfähigkeit, unabhängig von Liedern zu komponieren, vielmehr ein gezieltes, in der entscheidenden Phase der Neuorientierung reflektierendes Zurückblicken.
rs