Am 3. Februar 1937 meldet Webern an Hildegard Jone: «Ich bin bei einem Streichquartett», am 2. September «Ich bin gerade...zu einem wesentlichen Einschnitt in meiner Arbeit gekommen: der 1. Satz...ist fertig geworden.» Im Dezember erfahren wir, dass die Mäzenin Elizabeth Sprague Coolidge, die so viele Kammermusikwerke veranlasst hat, dank der Anregung Rudolf Kolischs auch ein Streichquartett von Webern wünschte. Webern kam dies bei seiner langsamen Arbeitsweise gelegen. Am 9. Februar 1938 meldet er die Beendigung des 2. und am 15. April des 3. Satzes - also über ein Jahr Arbeit für ein Werk von knapp neun Minuten Dauer, was ein Bild der verdichteten Arbeit des Komponisten vermittelt! (Webern rechnete allerdings in seinem Brief vom 19.4. an Kolisch, den Primarius des Uraufführungsquartetts, mit 20 Minuten.) Zur Charakterisierung sagt er: «Freilich ist es wieder Lyrik geworden.» Grund- und Kopfmotiv der Zwölftonreihe ist das B-A-C-H-Motiv, das rein strukturell, nicht melodisch behandelt wird.
In Beethovens op. 132 bildet der langsame Satz Zentrum und Hauptaussage des Werks. Nicht nur die Länge, auch die religiös motivierte Umschreibung der Bedeutung hebt ihn hervor. Der Dankgesang ist trotz seinen «himmlischen Längen» einfach gebaut: Er beginnt mit einer choralartigen Melodie. Ihre Phrasen folgen einander jeweils halbtaktig in 4stimmigem Satz. Der Choralteil wird von einem leichteren Andante in D-dur abgelöst, das mit «Neue Kraft fühlend» überschrieben ist. Es nimmt im weiteren Verlauf tänzerisch-heitere Züge an. Die beiden Teile werden wiederholt - der Choral wird variiert, das Andante bleibt weitgehend unverändert. Eine 3. Choralstrophe führt «mit innigster Empfindung» den Satz zu Ende, der so eine Art Rondoform erhält. Der erste Satz beginnt mit einer Einleitung, welche ausgehend vom Cello jenes Viertonmotiv in je einem auf- und absteigenden Halbtonschritt (gis - a / f - e) einführt, das als Klammer die drei grossen der späten Beethovenquartette verbindet. Schon das Hauptthema des Kopfsatzes stellt es ins Zentrum und im Finalthema taucht es versteckt wieder auf.
rs