Christoph Schiller, Viola
Christoph Schiller ist einer der bedeutendsten Schweizer Musiker und als Bratscher geradezu eine Institution. Er war und ist Mitglied verschiedener Schweizer Streichquartette. Letztmals ist er mit dem Aria Quartett 2001 in unseren Konzerten aufgetreten. Immer wieder spielt er zusammen mit anderen Kammermusikformationen und mit bedeutenden Solisten (so im vergangenen Sommer in Salzburg u.a. mit Marta Argerich und Misha Maisky). Er unterrichtet an der Musikhochschule Basel.
1932, zwanzig Jahre nach der Entstehung, sagte Webern über seine Sechs Bagatellen: „Ungefähr 1911 habe ich die ‚Bagatellen für Streichquartett’ (op. 9) geschrieben, lauter kurze Stücke, die zwei Minuten dauern; vielleicht das Kürzeste, das es in der Musik bisher gegeben hat. Ich habe dabei das Gefühl gehabt: Wenn die zwölf Töne abgelaufen sind, ist das Stück zu Ende. Viel später bin ich daraufgekommen, dass das alles im Zuge der notwendigen Entwicklung war. Ich habe in meinem Skizzenbuch die chromatische Skala aufgeschrieben und in ihr einzelne Töne abgestrichen. - Warum? - Weil ich mich überzeugt hatte: der Ton war schon da. - [...] Mit einem Wort: es bildete sich eine Gesetzmässigkeit heraus: Bevor nicht alle zwölf Töne drangekommen sind, darf keiner von ihnen wiederkommen. Das Wichtigste ist, dass das Stück - der Gedanke - das Thema durch die einmalige Abwicklung der zwölf Töne einen Einschnitt bekommen hat.“ Es muss aber gleich gesagt sein, dass es bis zu Schönbergs Veröffentlichung der Zwölftontheorie (1923) noch zwölf Jahre dauern sollte und dass Webern offensichtlich in diesem Rückblick seinen eigenen Anteil daran nachweisen wollte!
Wenn es berühmte Streichquartette (mit Bratsche) gibt, so sind es die Mozarts. Allerdings weisen auch hier nicht alle den gleichen Bekanntheitsgrad auf. KV 593 etwa steht zwar eindeutig hinter KV 515 und 516 zurück, nicht aber in der Kunst. Schon Haydn zeigte sich anlässlich des gemeinsamen Musizierens dieses im Dezember 1790 entstandenen Quintetts mit Mozart stark beeindruckt; er hat sogar die Wiederaufnahme der langsamen Einleitung nach der Reprise in seine kurz danach in London komponierte Sinfonie Nr. 103 übernommen. Die kontrapunktische Arbeit, selbst im Menuett und im Finale, machen neben der klanglichen Schönheit und der Themenerfindung den Rang dieses Werkes aus, das man nicht selten mit der Jupiter-Sinfonie verglichen hat. Artaria gibt in der Erstausgabe vom Mai 1793, bestätigt durch eine gleichzeitige Zeitungsannonce, an, das Werk sei (wie KV 614) „komponiert für einen ungarischen Liebhaber“ - man glaubt ihn im reichen Tuchhändler und virtuosen Geiger Johann Tost, dem Haydn zwölf seiner Quartette gewidmet hat, gefunden zu haben. Tost war ein Logenbruder Mozarts gewesen.
rs