Unter Hindemiths Quartetten nimmt das 7. (früher Nummer 6, da man das zu Hindemiths Lebzeiten nicht veröffentlichte Quartett op. 2 nicht mitzählte) eine Sonderstellung ein: Zwar war Hindemith meist bei der Uraufführung seiner Quartette als Bratscher beteiligt (ausser in Nr. 6), die Quartette waren aber für professionelle Interpreten gedacht. Sein letztes Quartett hingegen entstand für das häusliche Musizieren mit seiner Frau Gertrud und zwei Musikstudentinnen. Die offizielle Uraufführung (21. März 1946) wurde wie beim 6. Quartett in Washington D.C. vom Budapest String Quartet ausgeführt. Dem Anspruch entsprechend ist das Werk kurz – kaum eine Viertelstunde lang. Als Höhepunkt wird man den 3. Satz bezeichnen dürfen, und zwar nicht nur weil er der längste ist. Aus einem rhapsodischen langsamen Teil wächst in der Primgeige ein rasches Thema heraus, das einem Choral gegenübergestellt wird. Diese Verbindung führt denn auch den Satzschluss herbei. Das Werk endet mit einem für Hindemith typischen Kanon in raffiniertem Kontrapunkt mit einer heiteren pianissimo-Pointe.
Warum hat Schuberts grösstes Quartett nie die Beliebtheit der beiden anderen späten Quartette erreicht? Ist es das Fehlen eines populären Beinamens wie Der Tod und das Mädchen oder Rosamunde? Fehlt ein beliebtes Thema, das man auf Anhieb wiedererkennt? Oder ist es die Zerrissenheit, die man gern überhören möchte? In nur elf Tagen fast gleichzeitig mit Beethovens op. 131 entstanden stellt es nicht nur einen Gipfel der Quartettkunst dar, sondern gehört zum Schwierigsten – in der Ausführung wie im Erfassen. Kein populäres Liedthema also, keine behäbige Biedermeierseligkeit täuscht über die Ansprüche hinweg. In geradezu sinfonischen Zügen werden im Kopfsatz dramatische, in unruhigem Tremolo aufbrausende Blöcke mit lyrisch kantablen verzahnt, als eine Art «einander ablösender Varianten. Variierte Reihung kennzeichnet auch den zweiten Satz, dessen ausgedehnt singende Cello-Melodien wohl Beruhigung, gar Frieden auszustrahlen vermöchten, wäre ihnen nicht der Affekt der Ruhelosigkeit in den Oberstimmenfiguren beigegeben» (Arnold Feil). Schubert hat im G-dur-Quartett wie in der C-dur-Sinfonie, im Streichquartett und in den letzten Klaviersonaten nicht nur zur grossen Form gefunden, sondern in ihren Ein- und Ausbrüchen auch die Grenzen erreicht, an die er in der Lyrik der Winterreise oder in Heines Atlas («unendlich glücklich oder unendlich elend») gestossen ist.
rs