Der Pianist und Komponist Arno Babadjanian begann seine musikalischen Studien in seiner Heimat Armenien und setzte sie später in Moskau bei Wissarion Scherbalin und Heinrich Litinski fort. Diese waren den Traditionen der neuen Musik der 20er Jahre verpflichtet, die sich durch romantische und konstruktive Elemente aus-zeich-nete. Babadjanian knüpfte in seinen Werken zunächst an diese Tradition an. Später sind auch Einflüsse der Chromatik Prokofieffs, der Rhythmik Bartóks und der Zwölftontechnik Schönbergs spürbar. Nach dem Abschluss seiner Studien in Moskau, zuletzt am „Haus der armenischen Kultur“, im Jahre 1948 hatte Babadjanian von 1950 bis 1956 einen Lehrauftrag in seiner Heimatstadt Erewan. Sein Oeuvre umfasst zahlreiche Klavierkompositionen, Werke für Orchester, Film- und Kammermusik, aber auch populäre Songs und Balladen. Die Klavierwerke sind durch einen virtuosen Stil und starke Expressivität gekennzeichnet. Das Klaviertrio entstand in einer politisch schwierigen Zeit. Seit den Musik-Beschlüssen der Kommunistischen Partei von 1948 war für die letzten Jahre der Stalinära Neue Musik tabu. Babdjanian gelang es allerdings, seine Zuhörer für sein Trio zu begeistern: Die Uraufführung durch das Oistrach-Trio, dem das Werk gewidmet ist, hatte einen überwältigenden Erfolg.
Die Werke, die Beethoven seinem zeitweiligen Schüler Erzherzog Rudolph von Österreich widmete (5. Klavierkonzert, Hammerklaviersonate, Missa solemnis, etc.) zeichnen sich durch eine besondere Grösse und Bedeutung aus und bilden nicht selten den Höhepunkt der jeweiligen Gattung. Dies ist beim "Erzherzog-Trio" nicht anders. Nicht nur die Länge des Werkes, sondern auch seine Themengestaltung zeigt Weite und gleichsam würdevollen Ernst. Und doch liegt über dem Ganzen eine "poetisch-klangschöne" Farbe, die auch der benachbarten und ebenfalls dem Erzherzog gewidmeten Violinsonate op. 96 eigen ist. Das Klavier dominiert zwar – ganz neu ist der Soloeinsatz zu Beginn mit dem weitgespannten Hauptthema, und erst noch im dolce – wirkt aber nicht solistisch-virtuos, sondern gibt dem Klangbild einen sinfonischen Zug. Den Kopfsatz prägt weniger eine kontrastierende Dualität der Themen (es sind letztlich drei) als eine gewisse Verwandtschaft. Die motivische Arbeit bezieht ihr Material vor allem aus den ersten vier Tönen und dem Trillermotiv des Hauptthemas. Das eher kurze Scherzo steht – wie später in der 9. Sinfonie – an zweiter Stelle und lässt Raum für das dem Kopfsatz in der Länge entsprechende Adagio, einen kantablen Variationensatz in D-dur. Auf vier Variationen folgt als fünfter Teil eine gedehnte Coda, die Durchführungselemente aufweist. Attacca schliesst das tänzerische, überraschungsreiche Final-Rondo an, das in einer Presto-Stretta endet.
rs