Konzerte Saison 2000-2001

  • 6.2.2001
  • 20:15
  • 75.Saison
  • Zyklus B
Stadtcasino Basel, Hans Huber-Saal

Zürcher Klaviertrio (Zürich)

Bei den «First International Jerusalem Music Encounters» trafen sich 1993 die drei jungen Musiker erstmals. Seither spielen sie als Klaviertrio zusammen und konnten sehr bald namhafte Erfolge aufweisen. Das Ensemble wurde von prominenten Mentoren gefördert, nicht zuletzt von Isaac Stern. Dieser veranlasste das erfolgreiche Debut in der Carnegie-Hall in New York 1997. Preise erhielt es in Berlin (Mendelssohn-Wettbewerb), Holland und Osaka. Auf CD liegen Trios von Beethoven (op. 11), Mendelssohn (Nr. 1) und Rihm (Fremde Szene III) vor.
Wanderer zwischen den Welten

Unter Mozarts Klaviertrios nimmt das E-dur-Werk nicht nur in der Meinung Alfred Einsteins den Spitzenrang ein. Es ist unmittelbar vor den drei letzten Sinfonien entstanden und hält sehr wohl deren Rang; auch die Tonart, bei Mozart selten, gibt dem Stück besonderen Reiz. Die mehr konzertante Haltung, die das vorangehende B-dur-Trio KV 502 auszeichnete, ist nicht aufgegeben, sondern noch subtiler in kammermusikalisches Zusammenspiel umgeformt. So übernehmen im Kopfsatz Klavier (Hauptthema, bei der Wiederkehr in den Streichern konzertierend untermalend) und Streicher (Seitenthema) die Führung. Graziös und doch leicht schwermütig überrascht das Andante mit harmonischen Verschlingungen, bevor ein äusserlich spielfreudiges Finalrondo seine raffiniert gearbeitete Motivik mehr verbirgt als offenbart. Gegen Ende spielen die Streicher in effektvollen Oktavparallelen gegen das Klavier an, doch dann schliesst das Werk geradezu schwerelos-leicht.

Als einen Wanderer zwischen den Welten bezeichnete die neue musikzeitung im September 1998 den Komponisten Daniel Schnyder. Und damit ist nicht nur gemeint, dass der in Zürich geborene Komponist heute in New York lebt, sondern dass er auch zwischen den Musikstilen pendelt: Bald komponiert er «klassische» moderne Musik, bald ist er als ernstzunehmender Jazzmusiker unterwegs. Studiert hat er Flöte in Winterthur sowie Jazz-Saxophon und -komposition am Berklee College in Boston. Die nmz schrieb zudem: «Zur Zeit vergeht kaum ein Monat ohne die Uraufführung eines seiner Werke». - Schnyder ist also nicht nur produktiv, seine Werke werden auch weltweit aufgeführt. «Die wechselseitige Anregung zwischen beiden Musikbereichen scheint das eigentliche Geheimnis seiner Produktivität zu sein».

Fast zwölf Jahre nach dem Streichquartett hat Ravel auch die Gattung Klaviertrio mit einem Werk bedacht. Pläne dafür gab es bereits 1908. Entstanden ist es in baskischer Umgebung, in St-Jean-de-Luz, nahe von Ravels Geburtsort Ciboure. Darauf weisen die Anklänge an baskische Rhythmen gleich zu Beginn des Kopfsatzes hin, dessen Hauptthema im ungewöhnlichen 8/8-Takt, allerdings asymmetrisch zerlegt (3+3+2) über einem Bass in Vierteln, gehalten ist. Das 2. Thema verschiebt die Betonung (3+2+3). Das Scherzo trägt den fremdartigen Titel «Pantoum», Hinweis auf eine malaiische Dichtungsform, bei der die 2. und 4. Zeile einer Strophe wiederholt werden, um daraus die 1. und 3. Zeile der folgenden Strophe zu bilden. Ravel benutzt für dieses Wechselspiel drei Themen. Die streng gebaute Passacaglia in fis-moll und cis-moll, deren achttaktiges Thema im Klavierbass eingeführt wird, zeigt Ravel als einen Neoklassizisten vor dem Neoklassizismus der zwanziger Jahre. Brillant, rhythmisch ungewohnt im (baskischen?) Wechsel von 5/4- und 7/4-Takt und in beinahe orchestraler Klangfülle zieht das wirkungsvolle Finale vorüber: Man spürt die Nähe zur Musik von Daphnis und Chloé, die kurz zuvor abgeschlossen wurde.

rs