Neu liegt die CD-Aufnahme mit den Quartetten op. 50 von Joseph Haydn vor, die am gestrigen Abend aus der Taufe gehoben wurde.
Als Haydn seine sechs neuen Quartette, denen der Verleger Artaria die Opuszahl 50 zuteilte, sechs Jahre nach seinem Epochenwerk des op. 33 mit der Widmung an den Preussenkönig Friedrich Wilhelm II im Dezember 1787 erscheinen liess, hielt er sich auch im op. 50 an die ungeschriebene Regel, dass eines der Quartette in Moll stehen müsse. Mit dem eher seltenen fis-moll griff er auf eine Tonart zurück, die er bereits in seiner berühmten «Abschiedssinfonie» verwendet hatte. Emotionalität ist denn auch hier enthalten, wie der leidenschaftliche Impetus des Kopfsatzes zeigt. Sein Aufbau ist - für Haydn typisch - monothematisch: Statt einem Seitenthema wird das Hauptthema in A-dur wieder aufgenommen. Das Andante ist ein fünfteiliges Variationen-Rondo mit zwei kontrastierenden Themen in A-dur und a-moll. Dem energischen Menuett in Fis-dur ist - auch dies ein Merkmal des op.50 - im Trio kein Kontrast gegenübergestellt, sondern es handelt sich um eine Mollvariante. Im Finale greift Haydn zum letzten Mal im Instrumentalwerk auf eine Fuge, Kennzeichen des op. 20, zurück - und wählt dafür erst noch eine traurige Stimmung.
Das zuletzt geschrieben fünfte Quartett ist dagegen ein heiteres Stück in gelöster Stimmung. Besonders schön ist hier ruhige und zarte, meist piano erklingende langsame Satz. Auch hier ist das f-moll-Trio bloss eine Variante des Menuetts. Das Finale ist wie der Kopfsatz weitgehend monothematisch und endet überraschend in einer Coda, die Satzanfang und Ende der Exposition zusammenfasst.
Das bekannteste Werk des op. 50 ist das sechste, denn es hat ein Merkmal und somit einen Beinamen: «Der Frosch». Die Bariolage (rascher Wechsel der gegriffenen und der höheren leeren Saite beim gleichen Ton zur Veränderung der Klangfarbe) im virtuosen Finale lässt tatsächlich an Froschgequake denken. Vorangegangen waren ein einmal mehr monothematischer Kopfsatz und ein ebensolcher langsamer Satz in d-moll, der wegen der durch die Stimmen wandernden schnellen Ornamentfiguren ernst, ja unruhig wirkt. Das Menuett mit punktierten Rhythmen weist ein Trio auf, das Mozart in seinem 1. «Preussischen Quartett» (KV 575, ebenfalls in D-dur) inspiriert zu haben scheint - also ein weiterer Fall des Gebens und Nehmens zwischen den beiden Quartettkomponisten.
(Die Stücke von Strawinsky traten an die Stelle der nicht rechtzeitig vollendeten Intermezzi von Ulrich Stranz.)