Schola Romana Lucernensis (Leitung: Pater Roman Bannwart)
Interesse an der Gregorianik hat Sänger des Kammerchors Luzern vor 25 Jahren zu einer Choralschola zusammengeführt. Unter der Leitung von Dominik Rickenbacher singt sie regelmässig in Gottesdiensten und Konzerten der Stadt und Region Luzern. Der Kontakt mit dem Choralmagister des Klosters Einsiedeln, Pater Roman Bannwart, brachte eine intensive Zusammenarbeit mit der SCHOLA EINSIDLENSIS. Gemeinsam traten sie in Konzerten des In- und Auslandes auf, mehrmals bei den Internationalen Musikfestwochen Luzern, mit Nikolaus Harnoncourt in sechs Aufführungen von Monteverdis Marienvesper im Zürcher Fraumünster und in mehreren Städten Deutschlands. Zur SRL stossen auch Damen, Absolventinnen der Gregorianik-Klasse Pater Bannwarts an der Akademie Luzern.
Bald danach bearbeitete Haydn die Orchesterfassung für Streichquartett (um 1795/96 sollte noch eine Oratorienfassung folgen). Er kündigte sie seinem Londoner Verleger folgendermassen an: ein ganz neues werck. bestehend in blosser Instrumental Music, abgetheilt in 7 Sonaten, wovon jede Sonate 7 bis 8 Minuten dauert, nebst einer vorhergehenden Introduction, zu lezt ein Terremoto, oder Erdbeben. diese Sonaten sind bearbeitet, und angemessen über die wort, so Christus unser Erleser am Creutz gesprochen. [...] Jedwede Sonate, oder Jedweder Text ist bloss durch die Instrumental Music dergestalten ausgedruckt, dass es den unerfahrensten den tiefesten Eindruck in Seiner Seel Erwecket, das ganze werk dauert etwas über eine stunde, es wird aber nach jeder Sonate etwas abgesetzt, damit man voraus den darauf folgenden Text überlegen köne."
Haydns Aufgabe war nicht einfach, denn der Gegenstand erforderte die Komposition von sieben langsamen Sätzen, die ohne äusserlichen Kontrast der Trauer Ausdruck geben sollten. Dies ist vielleicht in der Streichquartettfassung noch schwieriger als mit dem Orchester, denn der gleichsam "nackte" Streicherklang – so die Ansicht Carl Maria von Webers – bedarf des besonders aufmerksamen Hörens. Der Charakter der Sätze ist allerdings durchaus verschieden: Auf das Pathos der Einleitung, das Christus auch als Triumphator zeigt, folgt die Seufzersprache des ersten Wortes und die Kantabilität der Paradiesesverheissung des zweiten. Sanft erklingt der Dialog mit der Mutter und Johannes, schmerzlich die Fragen des vierten Wortes. Von Verhaltenheit zum Pathos steigert sich das "Mich dürstet", von Schmerz zum Trost das Es ist vollbracht. Fast liedhaft zuversichtlich wirkt "der Gebetston in der Transzendenz-Tonart" Es-dur (L. Finscher), bevor ein tonmalerisches Nachspiel das Erdbeben vergegenwärtigt. Auch wenn sich Haydn den Vortrag der Quartettfassung wortlos vorgestellt haben mag und darum eine kleine Pause zwischen den Sonaten, damit man voraus den darauffolgenden Text überlegen köne, vorsieht, kann man sich diese "Pausen" auch anders gestaltet vorstellen. Zur Schlichtheit des reinen Streicherklangs dürfte anstelle des reinen Wortes, wie es in Cádiz der Fall war, die reine a cappella-Form gregorianischer Gesänge wohl besonders gut passen.
rs