Italien als Musikland verbinden wir mit der Oper – und Donizetti erst recht. Doch hat der junge Komponist über seinen Lehrer Johann Simon Mayr Haydns Quartette kennengelernt – und schrieb nun selbst 18 davon. Sie belegen Donizettis frühe Entwicklung. Mitten in der Komposition des 11. Quartetts erfolgte ein offensichtlicher Reife- und Qualitätsschub. Trotz Bezügen zu Haydn und zu Beethovens op. 18 findet Donizetti seinen eigenen Stil, nicht zuletzt in seiner Mischung aus „Trauer und Glückseligkeit“ (J.S. Allitt). Die Synthese von Wiener Klassik und Italianità ist vollauf gelungen. Ebenfalls erfüllt wird Mayrs Forderung an die (Kammer-) Musik als der „Kunst, Gefühle mit angenehmen Klängen dergestalt zu malen, dass aus den Gemütsbewegungen dessen, der sie hört, Freude und Vergnügen entsteht“.
Der aus Florenz gebürtige, später in Paris tätige Cherubini steht zwischen den Stilen, Nationen und Zeiten. Als Zeitgenosse Mozarts konnte er noch „Harold en Italie“ von Berlioz, der im gleichen Jahr entstand wie sein 3. Streichquartett, kennenlernen. Was den Musikdramatiker und Kirchenmusiker im hohen Alter zur Kammermusik trieb (vier von sechs Quartetten und ein Quintett entstanden zwischen 1834 und 1837), ist nicht klar. Er selber äusserte sich so: Cela m’occupe et cela m’amuse, car je n’y mets pas la moindre prétention. Darf man das ernst nehmen? Das d-moll-Quartett ist bezeichnend für den Altersstil: Zerklüftung des Kopfsatzes mit Bruchstücken eines dramatischen Dialogs; gedämpftes Pathos im Larghetto; kontrapunktische Verwicklungen im Scherzo und – trotz der Wendung nach D-dur – verhaltener Ernst im Finale.
Gerne übersieht man, dass es neben Haydn Boccherini war, der entscheidend zur Entwicklung der Gattung Streichquartett beigetragen hat. Der aus Lucca stammende Cellist und Komponist wirkte seit 1768 in Spanien und wurde aus der Ferne 1786 auch Hofkomponist Friedrich Wilhelms II. von Preussen. Mit 90 Streichquartetten und 125 Streichquintetten ist seine Kammermusikproduktion riesig. Neben grossen schrieb Boccherini auch eine Reihe von kleinen Quartetten, die er Quartettini nannte. Sie weisen alle nur zwei Sätze auf. Dazu gehört das op. 33, das im gleichen Jahr entstanden ist, in dem Haydns op. 33 Furore machte. Im 4. Quartett fällt auf, dass Boccherini es mit einer seiner bewunderten Kantilenen eröffnet, die er seinem eigenen Instrument, dem Cello, gibt. Mehr muss man nicht sagen; es sind Werke scheinbar ohne grossen Anspruch, doch raffiniert im Satz und Klang, voller Zartheit, Ausdruck und Intimität.
Sechs Jahre nach dem op. 33 Boccherinis und seinem eigenen wandte sich Haydn wieder der Komposition von Streichquartetten zu. Inzwischen hatte er sich mit den ihm gewidmeten Quartetten Mozarts auseinandergesetzt. War das der Grund für die lange Pause? Die Werke sind Friedrich Wilhelm II. von Preussen gewidmet. Hier treten also Haydn und Boccherini in direkte Konkurrenz. Zwar ist das sechste Quartett nicht mehr nur ein leichtes Kehrauswerk der Serie, doch schliesst sein Finale mit dem überraschenden, an Froschgequake erinnernden Bariolage-Effekt (schnelle Tonwiederholungen, abwechselnd auf gegriffener und leerer Seite) das Quartett und ganze Opus wirkungsvoll ab.
rs