Konzerte Saison 1997-1998

  • 6.1.1998
  • 20:15
  • 72.Saison
  • Zyklus B
Stadtcasino, Festsaal

Consortium Classicum (Freiburg i. Br.)

Das Consortium Classicum wurde in den sechziger Jahren vom Klarinettisten Dieter Klöcker gegründet. Es spielt in variabler Besetzung – entweder nur mit Bläsern oder gemischt mit Streichern – Kammermusik, aber auch als Solistenensemble, etwa in konzertanten Sinfonien. Das Ensemble ist berühmt für die Aufführung und Einspielung zahlloser unbekannter oder vergessener Werke, oft in ausgefallener Besetzung. Wie kein anderer hat sich Dieter Klöcker um die Vermehrung dieses Repertoires verdient gemacht und in Archiven und Bibliotheken verschollene Werke des 18. und 19. Jahrhunderts ausgegraben, um sie dem Musikpublikum wieder zu Gehör zu bringen.

Die Mitglieder sind Solisten, Hochschulprofessoren und Stimmführer aus Spitzenorchestern, die den Ensemble-Gedanken in einer sehr eigenen und konsequenten Form pflegen. Das Consortium Classicum war bei uns bereits 1983, 1985 und 1995 zu Gast. Die Werke des heutigen Programms sind alle auf CD erschienen (Spohr, Kreutzer: Orfeo C155871, C167881; Mozart: MDG L3314).

In der Nachfolge von Beethovens Septett op. 20 nimmt das Septett von Kreutzer einen wichtigen Platz ein. Es entstand in Donaueschingen; hierhin war Kreutzer 1818 zum Hofkapellmeister des Fürsten Carl Egon von Fürstenberg berufen worden. Damals schrieb er, dass er «nun recht in der Musica schwimme und dass ihm nur die Trennung zur geliebten Schweiz noch schwer falle, um hier Wurzeln zu schlagen» (seine Frau war Schweizerin). Das Septett, das mit Beethovens Vorbild die Tonart und beinahe durchgehend die Satzfolge gemeinsam hat, mag ein Ausdrucks dieses «Schwimmens in Musik» sein. Das Divertimentohafte von Beethovens Septett besteht darin, dass gegenüber der klassischen Viersätzigkeit sowohl der langsame Satz als auch der Tanzsatz verdoppelt sind, und zwar in deutlicher Unterscheidung des Satzcharakters: Es stehen sich so Menuett und Scherzo sowie Adagio und Andante (mit Variationen) gegenüber. Kreutzer verzichtet auf Variationen und schreibt ein Maestoso. «Im Charakter unterscheidet sich das Werk wesentlich von seinem grossen Vorbild. Es ist eine eigenständige romantische Komposition, verteilt Licht und Schatten stärker als Beethovens klassisch orientiertes Opus und verzichtet nicht auf grosse dramatische Geste. Es wäre falsch, von einer romantischen Kopie des Beethoven-Septetts zu sprechen. Vielmehr haben wir ein frühromantisches Gegenstück von erheblicher Eigenständigkeit und vollkommen neuen Gefühlswerten vor uns» (D. Klöcker).

Mozarts Oboenquartett entstand zur Zeit des Idomeneo und wurde ebenfalls in München uraufgeführt. Es steht genauso zwischen den Flötenquartetten der Jahre 1777/78 und dem Klarinettenquintett von 1789 wie Idomeneo zwischen den Jugendopern und den späten dramatischen Werken. Trotz seiner Knappheit entwickelt es höchste kammermusikalische Arbeit, mag auch die Oboe oft konzertant hervortreten. Im hellen Kopfsatz, im klagenden Adagio in d-moll und im munteren, im Mittelteil geradezu polyrhythmischen Finalrondo gibt sie den Ton an und entzückt durch Melismen und heitere Eingänglichkeit.

Als Spohr 1813 Kapellmeister und Chordirektor am Theater an der Wien wurde, schloss er mit dem von Haydns Quartett-Widmungen her bekannten Tuchhändler und Geiger Johann Tost einen Vertrag. Darin überliess er ihm für drei Jahre die Aufführung sämtlicher in Wien komponierter Werke, darunter fünf Streichquartette, zwei Streichquintette, das Oktett op. 32 und das Nonett. Das im Herbst 1813 geschriebene Nonett wurde in Wien freundlich aufgenommen, denn es gelang Spohr, Elemente des Divertimentos ins Kammermusikalische hinüberzunehmen. Trotz der äusserlich klassischen Form weist das Werk frühromantische Züge auf. «Im ersten Satz vertauscht Spohr die klassische Themenaufstellung, indem er dem sehr kantablen Hauptthema ein energisches Marschthema folgen lässt. Das gespenstisch dahinhuschende Scherzo wird durch zwei Trios, ein volkstümliches und ein humoristisches, aufgelockert» (L. Hoffmann). Darauf folgt das aus zwei Gedanken entwickelte nocturnehafte Adagio. Im Finale mit seinen Anspielungen auf Kopfsatz und Adagio dominiert divertimentohafte Heiterkeit.

rs